Wirtschaftsprofessor Marius Brülhart versteht seine Idee als Diskussionsanstoss. Es sei keine Forderung, die jetzt und sofort umgesetzt werden müsste. Wenn die Pandemie aber andauere, dann brauche es eine Diskussion über das Verursacherprinzip, sagt der Lausanner Ökonom.
Wer mit Covid ins Spital müsse und sich nicht geimpft habe, der oder die solle für einen Teil der Kosten aufkommen. «Es ist nun mal eine Tatsache, dass Ungeimpfte ein viel grösseres Risiko haben, im Spital zu landen», sagt Brülhart. Diese Behandlungen seien teuer.
Es ist nun mal eine Tatsache, dass Ungeimpfte ein viel grösseres Risiko haben, im Spital zu landen.
Gemäss seinen Berechnungen verursachen Covid-Patientinnen und -Patienten, die Spitalpflege benötigen, durchschnittlich Kosten zwischen 25'000 und 30'000 Franken. Da seien die Kosten für die Rehabilitation und den Erwerbsausfall nicht mit eingerechnet. Diese Kosten sollen Ungeimpften teilweise übernehmen müssen, schlägt Brülhart vor.
Idee fusst in Risikosportarten
Er vergleicht es mit einer Unfallversicherung. Jenen Personen, die abseits der Pisten Ski fahren, Motocrossrennen bestreiten oder Kampfsport betreiben, können bei einem Unfall Leistungen reduziert werden.
Wer bestimmte Risikosportarten betreibe, der könne auch Zusatzversicherungen abschliessen, um das zusätzliche finanzielle Risiko abzudecken. Analog dazu könnten Krankenkassen eine Zusatzversicherung für Ungeimpfte anbieten, die dann die Covid-Behandlung abdecken würden, schlägt Brülhart vor.
Wären davon auch Übergewichtige, Unsportliche oder Alkoholiker betroffen? Nein, antwortet Brülhart. Viele starke Raucherinnen, Alkoholiker oder schwer Übergewichtige würden noch so gerne aus ihrer Situation rauskommen. Ein solcher Entscheid sei nicht von heute auf morgen umsetzbar, sagt der Ökonom.
Hingegen sich impfen lassen oder eben auch nicht – das sei ein freier und bewusster Entscheid. Das sei bei Suchtproblematiken anders.
Gesundheitspolitikerinnen wenig begeistert
Auf viel Unverständnis stösst Brülharts Idee bei den Gesundheitspolitikerinnen und -Politikern. SVP-Nationalrat Thomas de Courten lehnt Brülharts Vorschlag ab. Er sagt, jede Bürgerin und jeder Bürger habe via Verfassung die Garantie, eine adäquate Gesundheitsversorgung zu erhalten.
Ähnlich argumentiert SP-Nationalrätin Barbara Gysi. «Wir müssen die Leute überzeugen, damit sie sich impfen lassen, und nicht über ein Zusatzgeschäft weitere Versicherungen alimentieren,» kritisiert sie den Vorschlag.
In der Tat habe derzeit Priorität, die Menschen möglichst rasch von der Impfung überzeugen – dem stimmt auch Ökonom Marius Brülhart zu.