Corona-Antikörper-Schnelltests sind fast so einfach zu handhaben wie ein Schwangerschaftstest: Man muss nur einen kleinen Tropfen Blut aus der Fingerkuppe auf das Papier geben. Eine Minute später zeigen sich ein oder zwei Striche und man weiss, ob man bereits Antikörper gegen das Virus entwickelt hat oder nicht.
Die meisten dieser Tests seien allerdings nicht so gut wie von den Herstellern angepriesen, sagt Fabian Rudolf von der ETH Zürich, der die verschiedenen Produkte in einer Studie überprüft hat.
Nur ein Produkt überzeugte
«Es gibt eine Ausnahme, die lustigerweise besser abschnitt als vom Hersteller angegeben», sagt Rudolf. Es handelt sich um einen Schnelltest namens Hightop aus China, der in der Schweiz bisher kaum verbreitet ist. Die anderen Tests dagegen zeigten zu oft ein falsches Resultat an.
Das Team um Rudolf hat den «Test der Tests» mit Unterstützung des Roten Kreuzes mit Blutproben aus dem Kanton Baselland gemacht. Meist stammte das Blut von Testpersonen, die nur schwach erkrankt waren, was oft der Fall ist. Damit zeichnen sie ein realistischeres Bild als andere Studien, die nur Blut von Spitalpatienten verwendet haben.
Nicht alles für die Katz
Dass fast alle Tests unzureichend abschneiden, ist eine schlechte Nachricht für mehrere Kantone, die sich gemäss Rudolf bereits mit Zehntausenden solcher Antikörper-Schnelltests eingedeckt haben: «Es wird sicher Tests geben, die gekauft wurden und nicht einsetzbar sind.»
Aber die Studie hat laut Rudolf auch gezeigt, dass ein gutes Testresultat möglich ist, wenn zwei mittelmässige Schnelltests, die sich ergänzen, nacheinander gemacht werden. Das Resultat sei so gut wie jenes von aufwändigeren Bluttests im Labor.
Wichtig mit Blick auf mögliche Impfung
Die Kantone, die mit der Beschaffung von Antikörper-Schnelltests gewartet haben, wissen jetzt also, auf welches Produkt sie setzen können. Wichtig werden Antikörper-Tests, sobald eine Impfung gegen Corona vorhanden ist.
Gerade bei einem allfälligen Mangel an Impfdosen könnte so laut Rudolf garantiert werden, dass nur jene geimpft werden, die noch nicht immun sind. Je nach Impfstoff könnte es sogar sein, dass man Menschen, die bereits mit dem Virus in Kontakt gekommen sind, nicht impfen sollte, weil sie dann erst recht schwer erkranken könnten. Beim Dengue-Fieber beispielweise ist das ein ernsthaftes Problem, das die Entwicklung von Impfstoffen erschwert.
Grosses Interesse an geprüften Tests
Es gibt also verschiedene gute Gründe, warum sich die Kantone mit solchen Tests ausrüsten. Entsprechend gross ist laut Rudolf auch das Interesse: «Es hat verschiedene staatliche Stellen gegeben, die sehr stark nachgefragt haben, ob wir nicht weitere Testcharakterisierungen durchführen können.»
Die Kantonsapotheken wollen also wissen, wie gut die Tests sind, die sie auf Vorrat gekauft haben. Auch um messen zu können, wie weit sich das Virus in welchen Bevölkerungsgruppen bereits wie stark verbreitet hat. Einfache Schnelltests sind da sicher angenehmer und besser akzeptiert als Labortests, für die Blut am Arm entnommen werden muss.