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Anzeige von Pink Cross Schwulenfeindlicher Text: Theologieprofessor vor Gericht

Im Tessin vor Gericht: Wird der Herausgeber der Zeitschrift «Theologisches» für einen Artikel zur Verantwortung gezogen?

Den Stein ins Rollen gebracht hat die Schweizer Schwulen-Organisation Pink Cross. Sie hat den Theologen Manfred Hauke angezeigt. Und zwar, weil dieser als Herausgeber der deutschen Zeitschrift «Theologisches» einen Aufsatz eines polnischen Priesters veröffentlicht hat.

«Theologisches» ist ein Nischenorgan traditionalistischer Theologen, die aber nicht ohne Einfluss sind. Im betreffenden Aufsatz werden Homosexuelle unter anderem als «Plage», als «eine Kolonie von Parasiten» oder gar als «Krebsgeschwür» bezeichnet.

Die Startseite der Zeitschrift «Theologisches» im Netz
Legende: In einem Aufsatz in der katholischen Monatsschrift werden nach Auffassung von Pink Cross und der Tessiner Staatsanwaltschaft Schwule diskriminiert. SRF/Screenshot «Theologisches»

Pink Cross ist der Auffassung, Hauke trage als Herausgeber eine Verantwortung und er habe mit dem Veröffentlichen dieses Artikels gegen die Antirassismusstrafnorm verstossen. Dem stimmt die Tessiner Staatsanwaltschaft jetzt zu. Sie erhebt gegenüber dem Professor der Theologie an der Universität Lugano Anklage wegen Aufstachelung zum Hass und wegen Diskriminierung.

Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross, sagt dazu: «Es ist ein erster Erfolg. Hauke ist der Herausgeber dieser Zeitschrift und entsprechend gehe ich davon aus, dass er die Inhalte teilt. Für mich ist es unverständlich, dass jemand, der solches Gedankengut pflegt, noch an einer öffentlichen Uni lehren darf. Ich erwarte, dass er einerseits verurteilt wird – dass das Gericht dies als Aufruf zu Hass und Diskriminierung von Homosexuellen ansieht – und andererseits, dass auch die Uni reagiert und die Konsequenzen zieht.»

Schriftliche Stellungnahme der Uni

Die Universität Lugano USI ihrerseits nimmt schriftlich Stellung zur jüngsten Entwicklung im Fall ihres Professors Manfred Hauke. Sie schreibt, dass sie keinen Einblick in die Anklageschrift habe. Sie und ihre Mitglieder würden aber Werte der Offenheit vertreten und jede Form der Diskriminierung ablehnen. Die USI verurteile auch jede Form der Aufstachelung zum Hass.

Die Universität nimmt aber nicht Stellung zur Forderung von Pink Cross, Hauke von der Lehrtätigkeit zu suspendieren. Theologe Hauke selber sagt auf Anfrage: «Kein Kommentar.»

Klar ist: Es wird in diesem Fall zu einem öffentlichen Prozess kommen. Denn Hauke hat gegen den Strafbefehl der Staatsanwaltschaft der bedingten Geldstrafe Einspruch erhoben, um seine Unschuld zu beweisen, wie die Universität Lugano schreibt. Für sie sind das keine guten Nachrichten. Der Fall Hauke kratzt am Image der Hochschule.

Ein ähnlicher Fall hat schon in Deutschland für Schlagzeilen gesorgt. Dort standen sowohl der Verfasser des Artikels als auch der Chefredaktor der Zeitschrift «Theologisches» vor Gericht. Beide bezahlten eine Geldbusse.  Für den Herausgeber Manfred Hauke, Professor an der Universität Lugano, gilt die Unschuldsvermutung.

Rendez-vous, 09.03.2023, 12:30 Uhr

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