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Asyl-Herkunftsland Schweizer Entwicklungshilfe für Eritrea wird gestoppt

  • Eritrea gehört zu den wichtigsten Asyl-Herkunftsländern. Doch das Land kooperiert nicht bei Zwangsrückschaffungen.
  • Die Schweiz wollte dank Entwicklungshilfe-Projekten das Regime zur Rücknahme von abgewiesenen Asylsuchenden bewegen.
  • Doch die Ziele wurden nicht erreicht. Nun lässt der Bund die Hilfe auslaufen.

Automechaniker, Elektro-Monteure oder Gastro-Fachleute: Hunderte von jungen Menschen in Eritrea haben eine Berufsbildung erhalten – dank Schweizer Entwicklungshilfe. Mit insgesamt fast sieben Millionen Franken hat die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) in den letzten Jahren eritreische Berufsschulen unterstützt.

Schweizer Hilfe hatte auch politische Ziele

Die Schweizer Hilfe in Eritrea war hochgradig politisch motiviert: Der Bundesrat hatte sie 2016 unter innenpolitischem Druck beschlossen. Er wollte mit der Schweizer Hilfe Eritrea zu mehr Kooperation bei der Migration motivieren. Konkret sollte Eritrea besser kooperieren bei der Rückschaffung von abgewiesenen Asylsuchenden. Doch nun zieht eine externe Überprüfung im Auftrag des Bundes ein ernüchterndes Fazit: Die Ziele der Schweizer Entwicklungshilfe in Eritrea wurden nicht erreicht.

Junge schaut aus rundem Fenster, greift nach Gegenstand mit Stock.
Legende: Die Deza setzte in Eritrea auf Berufsbildung (Symbolbild). REUTERS/Thomas Mukoya

Die Beziehungen zu Eritrea hätten sich zwar verbessert, sagt Michael Steiner, Sprecher des Aussendepartements (EDA): «Allerdings konnten beim Thema Migration keine grösseren Fortschritte verbucht werden.» Über 200 Menschen aus Eritrea müssten die Schweiz zurzeit verlassen. Nur bei vier anderen Herkunftsländern ist diese Zahl noch höher. Zusätzlich leben rund 7000 Eritreerinnen und Eritreer als vorläufig Aufgenommene in der Schweiz.

Eritrea nimmt weiterhin nur Leute zurück, die freiwillig zurückkehren. Die eritreische Regierung sei an einem Migrationsdialog nicht interessiert, heisst es im Evaluationsbericht im Auftrag des Bundes.

Berufsbildung ohne Berufschancen

Auch ein zweites Ziel hat die Entwicklungshilfe in Eritrea verfehlt. Die Schweiz strebte an, mit Berufsbildung die Lebensperspektiven und Berufschancen junger Leute zu verbessern. Die Berufsbildung in Eritrea sei gestärkt worden, sagt EDA-Sprecher Michael Steiner: «Doch die Wirkung auf die Lebensperspektiven und Beschäftigungsmöglichkeiten waren beschränkt, weil es in Eritrea wenig private Unternehmen gibt und die Berufswahlmöglichkeiten eingeschränkt sind.»

In Eritrea gebe es keine freie Berufswahl und die Wirtschaft sei weitgehend staatlich gesteuert, schreiben die Autoren des Evaluationsberichts. Das schränke die Handlungsmöglichkeiten der Berufsschul-Absolventen stark ein.

Schweiz steigt per Ende Mai aus

Die Schweiz zieht nun die Reissleine: Sie lässt die Hilfe auslaufen. Ende Mai dieses Jahres endet das Schweizer Engagement. «Die Deza unterstützt im Moment keine weiteren Projekte in Eritrea», sagt Michael Steiner vom EDA. Der Entscheid fiel unabhängig von der laufenden Sparrunde bei der Entwicklungshilfe. Für die Zukunft schliesst das EDA kleinere, punktuelle Engagements zwar nicht aus. Doch der Ansatz, Eritrea mit Entwicklungshilfe zu mehr politischer Kooperation zu bewegen, ist gescheitert.

Kritik am Schweizer Rückzug

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Direkt betroffen vom Schweizer Entscheid ist eine Berufsschule in der Hafenstadt Massawa. Sie wird unteren andrem betrieben vom «Schweizerischen Unterstützungs-Komitee für Eritrea» (Suke), einem kleinen privaten Hilfswerk. «Ich finde den Rückzug schade», sagt Suke-Präsident Toni Locher. Das Berufsbildungs-Engagement sei eines der besten Schweizer Entwicklungsprojekte in Afrika überhaupt gewesen. Die Berufsschule werde nun im kleineren Rahmen weitergeführt – vielleicht mit anderen ausländischen Partnern zum Beispiel aus Italien.

Toni Locher steht der eritreischen Regierung nahe und war während vieler Jahre eritreischer Honorarkonsul in der Schweiz. Locher kritisiert das nun gescheiterte Vorhaben, mit Entwicklungshilfe auch migrationspolitische Ziele zu erreichen: «Wir können unseren Partnern nicht immer Bedingungen stellen. Das kommt mir vor wie eine Erpressung.»

In der Schweiz aber bleibt der politische Druck hoch: Letztes Jahr hat das Parlament entschieden: Die Schweiz solle abgewiesene Eritreer in ein anderes Land, einen Drittstaat, überstellen. Allerdings hat der Bundesrat bislang noch kein Land gefunden, das bereit wäre, die Menschen aufzunehmen.

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