- Die Zahl der Rückführungen und Ausreisen abgewiesener Asylsuchender aus der Schweiz hat im Jahr 2023 um einen Fünftel zugenommen.
- Vor allem betroffen sind Asylsuchende aus Algerien.
- Nebst einer besseren Zusammenarbeit mit Herkunftsstaaten ist laut Staatssekretariats für Migration SEM auch die Zunahme der Asylgesuche ein Grund für die gestiegene Anzahl an Rückführungen.
Im vergangenen Jahr haben deutlich mehr abgewiesene Asylsuchende die Schweiz verlassen. So hat die Zahl der Rückführungen und Ausreisen um einen Fünftel zugenommen, wie SRF vorliegende Zahlen des Staatssekretariats für Migration SEM zeigen. Diese Zunahme hat laut SEM nicht nur mit der gestiegenen Anzahl an Asylgesuchen zu tun.
Wer am Ende des Verfahrens weder eine positive Antwort auf sein Asylgesuch noch eine vorläufige Aufnahme erhält, muss das Land freiwillig oder zwangsweise verlassen. Das betreffe vor allem Menschen aus Ländern, aus denen viele Asylgesuche kommen, bei denen die Aussicht auf Asyl aber sehr tief ist, sagt Reto Kormann vom Staatssekretariat für Migration. «Dazu gehört zum Beispiel Algerien, wo wir beinahe 500 Personen, die weggewiesen waren, zurückführen konnten.» Aber auch die Türkei und Georgien seien vorne mit dabei, sagt Kormann.
Jahrelange und kontinuierliche Aufbauarbeit
Besonders von Rückführungen betroffen sind Asylsuchende aus dem Maghreb: Meist handelt es sich um junge Männer. Und meist flüchten diese Menschen aus wirtschaftlichen Gründen. Ihre Aussicht auf Asyl ist marginal, weshalb man beim SEM gerade auf die Zusammenarbeit mit Algerien besonders stolz ist. Bedingung für eine solche Zusammenarbeit seien jahrelange Bemühungen um ein Migrationsabkommen gewesen.
Nebst dem fortlaufenden Dialog mit diesen Staaten gehören auch Migrations- und Rückkehrabkommen sowie Migrationspartnerschaften dazu.
«Man muss das Vertrauen gewinnen», sagt Kormann. «Dazu gehört nicht nur, dass man mit all diesen Staaten fortlaufend den Dialog pflegt, auch passiert das über Migrations- und Rückkehrabkommen sowie Migrationspartnerschaften.» Die Rückkehrzusammenarbeit werde institutionalisiert und dann auch gepflegt. Das bedeute jahrelange und kontinuierliche Vertrauens- und Aufbauarbeit. Erstmals seien dank dieser Arbeit spezielle Ausschaffungsflüge nach Algerien möglich gewesen.
Zunahme von Asylgesuchen
Neben besserer Zusammenarbeit mit den Herkunftsstaaten sind die vermehrten Rückführungen aber auch eine Folge von deutlich mehr Asylgesuchen, die teilweise sehr rasch entschieden wurden. Der Pendenzenberg wurde trotz mehr Rückführungen nicht abgetragen: Es warten etwa gleich viele Menschen wie vor einem Jahr auf die Rückführung. Dies trotz eines Anstiegs der Asylgesuche gegen 30 Prozent.
Und noch etwas zeigt die Rückführungsstatistik des SEM: Nach wie vor profitiert die Schweiz stark vom europäischen Dublin-Asylsystem. 2023 hat sie dreimal mehr Asylsuchende an andere Dublin-Staaten überstellt, als sie aufnehmen musste. Und das, obschon Italien – als wichtiges Nachbarland in Migrationsfragen – aktuell keine Dublin-Rücküberstellungen mehr akzeptiert.