- Bei Adoptionen von Kindern aus Indien, Brasilien, Korea oder Rumänien liefen die Adoptionsverfahren bei den Kantonen nicht korrekt.
- Deshalb wollen 14 Kantone künftig besser zusammenarbeiten, um adoptierten Menschen so unter anderem bei der Herkunftssuche ihrer Eltern zu helfen.
Die Behörden in den Kantonen haben bei Adoptionen aus Indien zu wenig genau hingeschaut. So fehlte in vielen Fällen die sogenannte Verzichtserklärung, also die Einwilligung der indischen Eltern zur Adoption des Kindes. Ohne diese können die Adoptierten später nicht nach ihren Eltern suchen. Auch bei Adoptionen von Kindern aus Brasilien, Korea oder Rumänien liefen die Adoptionsverfahren bei den Kantonen nicht korrekt.
Als Reaktion darauf wollen sich 14 Kantone nun besser austauschen, wie die St. Galler Regierungsrätin Laura Bucher sagt: «Wir wollen gemeinsam im Rahmen dieser Plattform nach Lösungen suchen, wie wir die Betroffenen besser unterstützen können.» Konkret geht es dabei um die Unterstützung bei der Suche nach den leiblichen Eltern.
Nicht alle Kantone gleichermassen betroffen
Doch was bringt eine solche Zusammenarbeit, wenn fast die Hälfte der Kantone nicht dabei ist? Es seien halt nur 14 von 26 an besagter Versammlung dabei gewesen, sagt Regierungsrätin Bucher. Man lade aber weitere ein. Ein Grund, weshalb nicht alle dabei gewesen sind, liegt laut der SP-Politikerin auch darin, dass es nicht in allen Kantonen gleich viele Adoptionen gegeben hat.
«Es gibt Kantone, die sind kaum oder gar nicht betroffen. Und dann gibt es Kantone, wozu ich auch meinen Kanton St. Gallen zähle, die sehr stark betroffen sind, weil es viele Fälle gibt. Darauf gründet auch diese unterschiedliche Beteiligung der Kantone», sagt Bucher.
Nationale Kommission gefordert
Die Forscherinnen und Forscher, welche die Unzulänglichkeiten bei internationalen Adoptionen aufgearbeitet haben, begrüssen die Absicht der Kantone grundsätzlich. Das könne ein Anfang sein, sagt Andrea Abraham, Professorin in Bern und Mitautorin einer Studie über Adoptionen aus Indien. Aber das reiche nicht.
Die Herkunftssuche, die Dienstleistungen und die Unterstützungen der einzelnen Kantone funktionieren sehr gut.
«Es braucht eine übergeordnete nationale Kommission», sagt Abraham. Darin müssten alle Kantone vertreten sein, und es brauche für jeden einzelnen Fall ein spezialisiertes Abklärungsteam, um Betroffenen massgeschneidert helfen zu können.
Betroffene teils unsicher über Meldestellen
Wer heute wissen will, wer seine Eltern sind, muss in seinem Wohnkanton zur zuständigen Stelle für Adoptionen und erhält dort Hilfe. Regierungsrätin Bucher betont darum auch, «dass die Herkunftssuche und damit auch die Dienstleistungen und die Unterstützungen der einzelnen Kantone sehr gut funktionieren».
Zahlreiche betroffene Personen wissen nicht, an wen sie sich wenden können.
Abraham hingegen sieht dies kritisch. Zahlreiche Betroffene würden sich bei ihr und Forschungskolleginnen oder -kollegen melden: «Das ist Ausdruck davon, dass betroffene Personen nicht wissen, an wen sie sich wenden können.» Die kantonalen Stellen seien oft schwierig zu finden.
Dort aber seien die hilfreichen Dokumente und Unterlagen sowie die Fachleute, sagt Abraham. Und dieses Behördenwissen brauche es. Mittels stärkerer Zusammenarbeit unter den Kantonen soll die Herkunftssuche nun also verbessert werden.