- Für 20'000 Elektroautos gibt es derzeit ca. 3'500 Electro-Mobility-Provider. So nennen sich E-Tankstellen.
- Beim Laden an öffentlichen Tankstellen herrscht Preis-Chaos. Es gibt riesige Unterschiede bei den Abrechnungsmethoden.
- Die E-Tankstellenbetreiber verrechnen sich zudem gegenseitig Gebühren. Bezahlen müssen diese meist die E-Automobilisten.
- Branchen-Vertreter versprechen gegenüber «Kassensturz» Besserung.
Unterschiedliche Lade-Leistung, unterschiedliche Lade-Geschwindigkeiten: Das Laden eines Elektro-Autos an einer öffentlichen Elektro-Tankstelle ist eine Wissenschaft für sich. «Teils verrechnen sie eine Grundgebühr. Einige rechnen nach Leistung bzw. Energie ab, andere wiederum nach Zeit», sagt E-Automobilist Thomas Weber. «Als Konsument ist es wirklich schwierig, sich zurechtzufinden.»
Gewöhnlich schliesst der Kunde schon vor dem ersten Ladevorgang an einer E-Tankstelle ein Abo ab bei einem der Electro Mobility Provider – so nennen sich die E-Tankstellenbetreiber – und lädt dann das Fahrzeug an E-Tankstellen dieses Anbieters.
«Roaming»-Gebühr bezahlt der Fahrer
Diverse Apps der unterschiedlichen Anbieter zeigen, wo eine E-Tankstelle zu finden ist, und zu welchen Konditionen ein E-Automobilist sein Auto laden kann. Nicht immer ist eine Ladestation des Wunschbetreibers in der Nähe. Wer jedoch an der Station eines «fremden» Anbieters lädt, muss eine Strafgebühr zahlen – vergleichbar mit Roaming-Gebühren von Handy-Netzbetreibern.
Thomas Weber hat ein Abo von Swisscharge. Bei einer Ladung beim Fremdanbieter Move zahlte er drauf – und das nicht zu knapp. Umgerechnet auf einen Verbrauch von 100 Kilometern bezahlte er für die Energie 19.60 Franken. Viel mehr als bei seinem Stammanbieter. Und sogar rund 50 Prozent mehr als ein Dieselfahrer an einer Tankstelle für seinen Treibstoff auf 100 Kilometer bezahlt: Laden wird so teurer als Tanken. «Diese Preispolitik untergräbt den Wechsel von fossilen zu nachhaltigen Energie-Trägern», nervt sich Weber.
«Da sind noch sehr viele Sachen zu optimieren»
Swisscharge-Geschäftsführer Albert Lehmann erklärt im «Kassensturz»-Interview, dass er auf diesen Preis seines Kunden keinen Einfluss nehmen kann. Thomas Weber habe an einer «fremden» Tankstelle, bei Move, getankt. Sie würden lediglich das weiterverrechnen, was Move in Rechnung stelle.
Wir sind deshalb sehr zuversichtlich, dass sich diese Thematik in den nächsten Wochen für die Endnutzer sichtlich verbessern wird.
Ein E-Automobilist mit einem Abonnement eines E-Tankstellenbetreibers müsse auch an Ladestationen eines anderen Anbieters Energie beziehen können. «Das ist entscheidend», erklärt Lehmann «Man muss aber sehen, der Markt der Elektromobilität ist im Aufbau, da sind noch sehr viele Sachen zu optimieren.»
Tankstellenbetreiber gestehen Handlungsbedarf ein
Auch Stéphane Rosset von Move gesteht Tarif-Probleme ein. Das sei erkannt: «Wir sind deshalb sehr zuversichtlich, dass sich diese Thematik in den nächsten Wochen für die Endnutzer sichtlich verbessern wird.»
Swisscharge-Chef Lehmann betont: «Wenn der Kunde innerhalb des eigenen Netzes unterwegs ist, dann hat er viel tiefere Ladepreise. Ihre Kunden hätten gemäss eigenen Berechnungen durchschnittliche Kosten von unter 5 Franken pro 100 Kilometer. «Also wesentlich günstiger als bei einem Auto mit Verbrennungs-Antrieb.»
So lange sich E-Tankstellenbetreiber gegenseitig Gebühren für «Fremdnutzer» verrechnen, die an die E-Automobilisten weitergegeben werden, lohnt sich ein Vergleich der verschiedenen Angebote. Nicht konsumentenfreundlich, aber Geld sparend.