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Rotkreuz-Museum in Genf droht finanzieller Kollaps
Aus Echo der Zeit vom 05.11.2024. Bild: Keystone/Salvatore Di Nolfi
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Aus für IKRK-Museum? Dem IKRK-Museum droht das Aus – wegen Sparplänen des Bundes

Gespart werden soll beim IKRK-Museum und bei der diplomatischen Polizei. In Genf reagiert man konsterniert.

Dem IKRK-Museum in Genf droht die Schliessung. Und das im Jahr, in dem die Schweiz das 75-jährige Bestehen der Genfer Konventionen feiert.

120'000 Besucher jedes Jahr

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Legende: Keystone/Salvatore di Nolfi

Das Museum des Internationalen Roten Kreuzes und Halbmonds in Genf empfängt jedes Jahr mehr als 120'000 Besucherinnen und Besucher – vom Primarschüler bis zur Staatschefin und hin zu Wissenschaftlern aus der ganzen Welt. Derzeit präsentiert es sein riesiges Tonarchiv. Es geht darum, welcher Geräuschwelt humantäre Helfer in Krisen- und Kriegsgebieten ausgesetzt sind. Daneben ist im Museum, wie immer, die Lebensgeschichte von IKRK-Gründer Henry Dunant zu erfahren. Es zeigt die Bedeutung der Genfer Konventionen oder die Karteikarten von Kriegsgefangenen aus den Weltkriegen.

Grund: Das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten EDA will das Museum nicht länger mit 1.1 Millionen Franken pro Jahr unterstützen. Künftig soll die Finanzierung durch das Bundesamt für Kultur (BAK) erfolgen.

Es droht die Schliessung des Museums

Doch das BAK habe nicht dieselben finanziellen Möglichkeiten wie das EDA, sagt Museumsdirektor Pascal Hufschmid. Dieses habe bisher ein Viertel der Gesamtkosten getragen. Mit den Sparplänen aus Bern sei künftig ein Defizit von bis zu 900'000 Franken unumgänglich. «Dann müssen wir das Museum schliessen.»

Das Unverständnis in Bern und die Inkaufnahme einer Museumsschliessung ist beängstigend und beklemmend.
Autor: Pascal Hufschmid Direktor des IKRK-Museums in Genf

Aktuell habe man keine Lösung. Zwar werde man alles versuchen, um eine Museumsschliessung zu verhindern, beteuert Hufschmid. «Aber das Unverständnis in Bern und die Inkaufnahme einer Museumsschliessung ist beängstigend und beklemmend.»

EDA macht Sparauftrag verantwortlich

Anlässlich der Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen der Genfer Konventionen diesen Sommer beteuerte Aussenminister Ignazio Cassis in Genf, die Schweiz sei entschlossen, die Achtung der Genfer Konventionen zu einer politischen Priorität zu machen. Geht das auch ohne IKRK-Museum?

Auf die Frage, warum das EDA das Museum in Genf nicht länger unterstützen will, schreibt das Departement:

Der Bundeshaushalt muss ins Lot gebracht werden. Ohne Entlastungen drohen milliardengrosse strukturelle Defizite. Von den Massnahmen sind praktisch alle Aufgabengebiete des Bundes betroffen. Die geplanten Massnahmen müssen in ihrer Gesamtheit betrachtet werden.
Autor: Antwort aus dem EDA zur Streichung des Beitrags ans IKRK-Museum

Zu dieser «Gesamtheit» gehört, dass der Bund in Genf auch bei der Finanzierung der diplomatischen Polizei nicht mehr mittun will. Diese kümmert sich um den Schutz von Ministern und Staatschefs, wenn sie in Genf sind. Kosten für den Bund: Eine Million Franken pro Jahr. Falls der Bund aussteigt, müsste die Genfer Republik die Kosten vollumfänglich selber übernehmen.

Genf will sich in Bern wehren

Die Genfer Staatsrätin und Sicherheitsverantwortliche Carole-Anne Kast hat dazu eine klare Haltung: «Das ist nach internationalem Recht nicht akzeptabel.» Als Gaststaat habe die Schweiz rechtliche Verpflichtungen zu erfüllen, so Kast. Die Schweiz müsse auf ihrem Territorium die Sicherheit ausländischer Amtsträger gewährleisten.

In Genf ist praktisch jeden Tag WEF.
Autor: Carlo Sommaruga Genfer Ständerat/SP

Kast ist zuversichtlich, das Parlament und den Bundesrat noch sensibilisieren zu können. Hilfe erhält sie dabei vom Genfer SP-Ständerat Carlo Sommaruga. Er vergleicht die Diplomatenstadt Genf mit dem WEF in Davos: «In Genf ist praktisch jeden Tag WEF.»

Bund hat auch Bürgenstock-Konferenz bezahlt

Er erinnert daran, dass der Bund auch den Friedensgipfel für die Ukraine auf dem Bürgenstock bezahlt hat. «Zu 100 Prozent – es gibt keinen Grund, wieso er nicht auch in Genf bezahlen soll.» Angesichts der Milliardenausgaben des Bundes halte er die Sparvorhaben für das internationale Genf für komplett unverhältnismässig, moniert Sommaruga.

Er fühle sich vom Bund ein wenig wie in eine Sackgasse getrieben, sagt Museumsdirektor Pascal Hufschmid. Für ihn ist klar: Sein Museum, das pro Jahr 120'000 Besuchern die humanitäre Arbeit vor Augen führt, passt perfekt zur Schweiz.

Genfer Flüchtlingskonvention

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Die Genfer Flüchtlingskonvention wurde 1951 verabschiedet. Sie legt fest, wer ein Flüchtling ist, welchen Schutz, welche Hilfe und Rechte er von den Unterzeichnerstaaten erhalten sollte. Sie definiert auch Pflichten, die ein Flüchtling dem Gastland gegenüber hat und schliesst bestimmte Gruppen – wie Kriegsverbrecher – vom Flüchtlingsstatus aus.

Echo der Zeit, 5.11.2024, 18:00 Uhr

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