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Chefarzt: «Wintersport mit Vernunft und Augenmass»
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 08.12.2021. Bild: Keystone
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Auswirkung der vollen Spitäler Chefarzt «Wir machen eigentlich schon eine Triage»

Nach einem Unfall kann man momentan das Spital nicht aussuchen – und eine nötige Operation muss manchmal warten.

Die Intensivstationen in der Schweiz kommen an die Belastungsgrenze. Schweizweit sind momentan 260 Intensivbetten von Covid-Patientinnen und Patienten belegt. Das sind 30 Prozent aller verfügbaren Intensivbetten. Aristomenis Exadaktylos ist Co-Präsident der Schweizer Gesellschaft für Notfall und Rettungsmedizin und Chefarzt des Notfallzentrums des Inselspitals Bern. Exadaktylos mahnt aufgrund der Lage zur Vorsicht beim Skifahren.

Aristomenis Exadaktylos

Co-Präsident der Schweizer Gesellschaft für Notfall und Rettungsmedizin

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Aristomenis Exadaktylos ist Chefarzt des universitären Notfallzentrums am Inselspital und Co-Präsident der Schweizer Gesellschaft für Notfall und Rettungsmedizin.

SRF News: Wie präsentiert sich die Situation aktuell auf den Schweizer Notfallstationen?

Aristomenis Exadaktylos: Die Schweizer Notfallstationen sind voll – übervoll. Wir haben es mit den saisonalen Erkrankungen zu tun. Das sind alle möglichen Infektionen. Und wir haben es natürlich auch mit Patientinnen und Patienten zu tun, die positiv auf Covid-19 getestet sind. Gleichzeitig stehen wir vor der Situation, dass uns immer weniger Personal zur Verfügung steht. Viele haben gewechselt und suchen andere Berufe.

Wenn Sie auf die Eröffnung der Skisaison und die Feiertage blicken, macht Ihnen das Sorge?

Nein. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung – über 60 Prozent – hat das Bestmögliche getan, um sich zu schützen. Sie befolgen die Massnahmen des Bundesrates und sie haben sich impfen lassen. Ich sage: Ja, es ist in Ordnung, wenn man in die Wintersaison startet. Aber natürlich muss man immer im Hinterkopf haben: Wenn man sich schwer verletzt, ist die Versorgung nicht ganz so einfach wie in anderen Zeiten. Wir appellieren wie auch letztes Jahr: Wenn man Wintersport macht, dann mit Vernunft und Augenmass.

Man muss im Hinterkopf haben: Wenn man sich schwer verletzt, ist die Versorgung nicht ganz so einfach wie in anderen Zeiten.
Autor: Aristomenis Exadaktylos Schweizer Gesellschaft für Notfall und Rettungsmedizin

Aber ich glaube nicht, dass der Wintersport alleine ausschlaggebend dafür ist, wenn es zu Problemen im Gesundheitswesen kommt. Wie gesagt: Jeder, der sich heutzutage draussen schwer verletzt, sei es beim Biken, beim Wandern oder beim Wintersport, muss momentan mit einer angespannten Situation auf den Notfallstationen rechnen.

Was ist konkret anders, wenn ich mich jetzt schwer verletzen würde?

Momentan ist es so, dass Sie nicht unbedingt ins Spital Ihrer Wahl oder Ihres Kantons kommen. Es könnte länger dauern, bis Sie operiert werden, weil die Spezialisten nicht operieren können, weil zum Beispiel die Anschlussbetreuung auf einer Intensivstation nicht garantiert ist. Das kann auch Auswirkungen auf den Genesungsverlauf haben. Es gibt aber auch ganz einfache Dinge, welche bis jetzt als selbstverständlich galten.

Ist das schon Triage?

Ja, wir machen eigentlich schon eine Triage. Wenn nicht jeder ins Spital seiner Wahl kann, wenn nicht jeder sofort operiert werden kann aufgrund der massiven Engpässe, dann gibt es bereits eine Triage. Diese kann sich natürlich noch verschärfen.

Was mag es noch leiden?

Ich glaube, das Personal mag nicht mehr viel leiden. Man hat sich zu lange Zeit gelassen und Probleme aufgeschoben. Wir können technisches Gerät kaufen, wir können Geld ausgeben für Apparate, aber unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht mehr können, die den Beruf wechseln, die können wir nicht ersetzen. Hier braucht es ein schnelles, radikales und mutiges Umdenken der Politik, um diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten und wieder zurückzuholen. Sonst rasseln wir im Jahr 2022 in riesige Probleme – und die lassen sich dann nicht mehr mit Geld lösen.

Fühlen Sie sich von der Politik gehört?

Häufig nicht, um ehrlich zu sein. Wir wünschten uns ein offeneres Ohr.

Das Gespräch führte Christian Liechti.

SRF 1, Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 08.12.2021, 17:30 Uhr ; 

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