Bei der Bahnstation Niederrickenbach Station liegt Baumaterial parat, auf das Perron sind Markierungspunkte und Zahlen aufgesprayt. Mitte Oktober geht es los mit dem Umbau, ab dann ist diese Haltestelle der Zentralbahn ausser Betrieb. Zwei Monate dauert es, bis Niederrickenbach Station behindertengerecht ist.
Die Zentralbahn ist zwischen den Tourismusorten Luzern, Engelberg und Interlaken unterwegs (siehe Box). Und sie gehört zu den Transportunternehmen, welche die Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes fast ganz erfüllen. Laut diesem hätten sämtliche Haltestellen und Bahnhöfe bis Ende 2023 behindertengerecht umgebaut werden müssen.
Bei der Zentralbahn sind mittlerweile über 95 Prozent der Bahnhöfe und Haltestellen hindernisfrei zugänglich. Bald kommt mit Niederrickenbach Station – ein Halt auf Verlangen – eine weitere hinzu. Bei den zwei verbleibenden Haltestellen am Brienzersee wird aktuell noch eine Ersatzlösung angeboten. Auf Anmeldung wird sichergestellt, dass der Zug an jenem Perron hält, das hoch genug ist, damit Passagiere im Rollstuhl selbständig aus dem Zug heraus- oder hineinkommen.
«Es gibt verschiedene Gründe, warum wir im Vergleich zu anderen Bahnunternehmen näher am Ziel sind», sagt Gunthard Orglmeister bei einer Besichtigung der Haltestelle Niederrickenbach Station. Er ist Leiter Infrastruktur und Mitglied der Geschäftsleitung der Zentralbahn.
«Wir haben bereits früh, im Jahre 2004, mit den entsprechenden Umbauarbeiten angefangen», sagt Orglmeister «und vor zehn Jahren haben wir viele neue Züge gekauft und gleichzeitig die Haltestellen auf Niederflur umgebaut.»
Die SBB ist noch nicht dort, wo sie sein sollte.
Auch Cyrill Scheuber stellt der Zentralbahn ein gutes Zeugnis aus. Er wohnt in Stans. «Ich nutze die Bahn fast täglich – und kann das bei der Zentralbahn selbständig tun», sagt der 27-Jährige.
Dies im Gegensatz zur SBB, «die noch nicht dort sei, wo sie sein sollte», wie es Cyrill Scheuber formuliert. Das sei ärgerlich. Dort müssten Zugfahrten mindestens eine Stunde vor Antritt angemeldet werden und es brauche je nach Zug eine Betreuungsperson vor Ort.
«Im Vergleich zur SBB profitieren wir natürlich von unserer überschaubaren Unternehmensgrösse», sagt Gunthard Orglmeister. «Und doch: Wir haben den Grundsatz, dass die Haltestelle barrierefrei sein muss», sagt er. «Wenn das nicht möglich ist oder unverhältnismässig hohe Kosten verursacht, wird die Haltestelle geschlossen.»
Wichtig sei, dass man als Unternehmen ein einheitliches Konzept habe, auf das sich die Reisenden verlassen könne. «Sie müssen an allen Haltestellen die gleichen Bedingungen vorfinden.»