Darf man Fasnacht feiern, wenn in Europa Krieg herrscht? Diese Frage beschäftigte schon während der Luzerner Fasnacht und danach im Vorfeld der Basler Fasnacht. «Ja man kann», lautet die Antwort, wenn man die Frage den aktiven Fasnächtlerinnen und Fasnächtler stellt. Immer wieder konnte man denn auch in den letzten beiden Tagen blau-gelbe Bändel auf Kostümen erkennen, als Zeichen der Solidarität.
Die Basler Fasnacht kann ernst sein, hält den Spiegel vor, übt Kritik und klagt an.
Die Haltung, dass eine Fasnacht trotz allem möglich ist, vertritt auch der ehemalige Obmann des Fasnachtscomités Felix Rudolf von Rohr. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt: Wer diese Frage stelle, habe die Basler Fasnacht nicht verstanden: «Die Basler Fasnacht hat eine andere Aufgabe als viele andere Fasnachten der Welt: Sie kann ernst sein, hält den Spiegel vor, übt Kritik und klagt an.»
Die Fasnächtler geben ihm recht: «Die Basler Fasnacht ist nicht scheiaweia – wir haben eine ernste Fasnacht», meint eine Fasnächtlerin am Morgenstreich. «Es geht an der Fasnacht darum, dass man thematisiert, was die Leute bewegt», ergänzte ein anderer.
Putin-Verse bei den Schnitzelbänken
Verarbeitet wird der Ukraine-Krieg an der Basler Fasnacht insbesondere in Schnitzelbänken oder auf den Laternen. Zahlreich sind die Schnitzelbänke zu diesem Thema aber nicht, auch weil der Spagat kein einfacher ist. Ein paar Schnitzelbänkler wagten sich dennoch daran, wie beispielsweise der «Schwoobekäfer», die «Gryysel» oder die «Umbaute»:
Der Bank «Singvogel» trug als Zeichen ein Kostüm in blau-gelben Farben. Und auch Schnitzelbänkler «Heiri» nahm das Thema auf und mahnte:
In Kiew fliege Bomber, me hört Sirenen hüüle. Niemmert in dr Ukraine ka sich no sicher fühle. Jetzt könne die, wo bi eus im Schärme lärme, deene in de Luftschutzkäller ihri Freiheitstryychle lehne.
Für die meisten Laternenkünstler dagegen kam der Krieg zu spät, um ihn noch als Sujet gross umzusetzen. Auf einzelnen Laternen konnte man jedoch einen entsprechenden Vers entdecken – so auch auf der Laterne der Basler Rolli:
E wahnsinnige Tyrann – das juggt. Und es isch komplett verruggd: wien-är uff Europa spuggt!
«Uns juggt’s» heisst das Sujet der Basler Rolli und es wurde 2020 erfunden als Anspielung auf den Kampf gegen die Tigermücke, die sich in Basel niedergelassen hat. Nun kann man das Sujet auch aktuell deuten: Der Monsterkopf auf der Laterne als Abbild des russischen Präsidenten.
Deutlicher wird die Laterne der Pfluderi-Clique: Hier wird Putin als Kriegsherr mit entblösster Brust, Gewehr über den Schulten und Teufelshörnern dargestellt:
Auch hier wurde die Laterne mit aktuellen Versen versehen:
Dr Putin tuet mit de Säbel rassle und eso d Diplomatie vermassle.
Dass Krieg auch an der Fasnacht Thema sein kann, zeigte sich bereits 1991 in der Zeit des ersten Golfkriegs, dort wurde bereits die gleiche Debatte geführt. Stoppen konnte die Fasnächtler jedoch auch damals nichts.
Erst das Corona-Virus zwang die Basler Fasnächtlerinnen und Fasnächtler in die Knie. Nach zwei Jahren Pause war die Fasnacht 2022 bei bestem Wetter für Viele ein besonderes Erlebnis. Für sie war denn auch klar: Der Spagat zwischen Fasnacht und Krieg war schwierig, ist aber gelungen.