- In Basel hat die dreitägige Fasnacht mit dem traditionellen Morgenstreich begonnen.
- Zehntausende standen in der verdunkelten Innenstadt und verfolgten bei leichtem Regen und milden Temperaturen das Spektakel von Fasnachtslaternen und Trommel- und Piccolomärschen.
«Morgestraich: Vorwärts, Marsch»: Nach diesem Befehl ihrer Tambourmajore setzten sich die Trommlerinnen und Pfeifer der Cliquen in Bewegung. Für viele ist es ein magischer Moment, wenn die Basler Innenstadt just davor dunkel wird – pünktlich um vier Uhr wird die Strassenbeleuchtung ausgeschaltet, womit die ganze Aufmerksamkeit Trommeln, Piccolos und Laternen gehört. Auch alle Schaufenster müssen dann dunkel sein.
Es ist total emotional.
Aktive erleben den Fasnachts-Start sehr intensiv: Beim Einstehen spüre sie das Fasnachtsfieber im Magen kribbeln, sagt Léonie Müller von der Gundeli-Clique. Doch in den Sekunden vor dem Lichterlöschen sei man plötzlich völlig ruhig. «Es ist total emotional.»
Wie es die Tradition will, macht am Morgenstreich der gleichnamige Marsch den Anfang des dreitägigen Spektakels. Üben dürfen Aktive diesen übrigens nicht; er wird ausschliesslich am Fasnachtsmontagmorgen gespielt.
Laternen: poetisch leuchtender Blick auf das Weltgeschehen
Vorbeiziehende Laternen tauchen die Strassen bis zur Morgendämmerung in ein warmes Licht voller Poesie. Kleine Kopflaternen mit Cliquen- und individuellen Motiven schmücken die Larven der vielen Fasnächtlerinnen und Fasnächtler. Die Cliquensujets des Jahres leuchten von den grossen gezogenen oder getragenen Laternen. Viele davon sind meterhohe Kunstwerke, oft rundum verziert mit Versen zum Zeitgeschehen.
Viele Cliquen widmen sich 2024 der künstlichen Intelligenz (KI) und ihren Schattenseiten. Daneben beschäftigt der Klimawandel erneut viele. Andere thematisieren unter anderem das Kino- und Hotelsterben in Basel, den Barbie-Kinofilm oder das Ende der Credit Suisse.
Das Wetter war bei Temperaturen um acht Grad mild und am Anfang trocken, knapp 10 Minuten nach dem Start setzte allerdings leichter Regen ein. Die Innenstadt war dennoch voll, so gab es an der Schneidergasse oder am Barfüsserplatz zeitweise kein Durchkommen mehr.
Dass man den Menschen an der Macht einen Spiegel vorhält, finde ich eine sehr schöne Tradition.
Prominenter Zaungast am Morgenstreich war der neue Bundesrat und frühere Basler Regierungspräsident Beat Jans. Dass an der Fasnacht Regierende mit gepfefferten Worten aufs Korn genommen werden, gehört für ihn zum Wesen der Fasnacht. «Es ist gut, dass man den Menschen an der Macht einen Spiegel vorhält und ihnen sagt, wo die Kritik ist. Das finde ich eine sehr schöne Tradition, die man unbedingt pflegen muss.»
Am Morgenstreich sind ausschliesslich Tambouren, Pfeifer und Vorträbler in ihrem «Charivari»-Kostüm unterwegs, also mit individueller Maskierung. Am Nachmittag präsentieren die Cliquen dann nebst der Laterne auch ihre Zugskostüme und Requisiten zum Sujet.
Fasnachts-Motto: «Vogelfrei»
Beim Cortège, dem grossen Umzug durch Gross- und Kleinbasel, stossen dann auch die Guggenmusiken, Wagencliquen und «Chaisen» (Kutschen) dazu. Das vermeintliche Chaos Fasnacht kennt viele solcher Regeln.
Das Motto der Basler Fasnachts 2024 lautet «vogelfrei», die Blaggedde zeigt einen Piccolo spielenden Vogel in einem Käfig. Das Fasnachts-Comité ehrt damit den Basler Zolli anlässlich seines 150-jährigen Bestehens.
SRF überträgt den Cortège, also den Umzug am Nachmittag live ab 14:00 Uhr auf SRF 1.