Spätestens seit letztem Dezember ist ihr Name landesweit bekannt: Eva Herzog, die klare Favoritin für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Herzog hat dann aber die Wahl überraschend doch nicht geschafft.
Heute geht es mir gut, und das ist wirklich eine Geschichte der Vergangenheit.
Monatelang habe sie mit dieser Nichtwahl zu kämpfen gehabt, sagt die 61-jährige, frisch gewählte Ständeratspräsidentin heute. Doch darüber sei sie jetzt hinweg: Heute gehe es ihr gut, und diese Geschichte sei Vergangenheit. Trotzdem werde sie weiterhin fast täglich darauf angesprochen.
Die Nichtwahl war eine neue Erfahrung für Herzog. In Basel-Stadt wurde sie jeweils mit sehr guten Resultaten als Regierungsrätin gewählt, auch die Wahl als Ständerätin vor vier Jahren schaffte sie auf Anhieb mit einem Glanzresultat.
Ebenso die Wiederwahl im Oktober. Fast 73 Prozent aller Stimmen hat Herzog erhalten. Das ist Rekord. Und es zeigt die grosse Unterstützung, die sie in Basel geniesst.
Starke Spuren als Basler Finanzdirektorin
Als Finanzdirektorin schrieb sie Jahr für Jahr Überschüsse in Millionenhöhe. Sie handelte hinter den Kulissen Kompromisse aus zwischen den verschiedenen Parteien, und nicht selten konnte man hören, dass sie die eigentliche Chefin sei in der Regierung.
Das hätte ihr vor 20 Jahren, als sie frisch gewählte Regierungsrätin war, wahrscheinlich kaum jemand zugetraut. Eine SP-Frau im Finanzdepartement, keine Ökonomin, sondern Historikerin ohne Führungserfahrung. Diese Schablone hatte in der Basler Politik für viel Skepsis gesorgt. Die Leute hätten befürchtet, Basel werde jetzt in den Ruin getrieben, erinnert sie sich und ist überzeugt, dass sie als Mann keinerlei Bedenken ausgelöst hätte.
Für gleiche Rechte von Frau und Mann
Die Gleichstellung zwischen Mann und Frau ist einer der politischen Schwerpunkte von Eva Herzog. Ihr Bruder und sie seien von ihren Eltern absolut gleichwertig behandelt worden.
Das verletzt mich zutiefst, ob es jetzt mir passiert oder ob andere Frauen als minderwertig behandelt werden.
Das habe sie geprägt. Umso mehr störe es sie, wenn sie sehe, dass es an vielen Orten nicht so ist: «Das verletzt mich zutiefst, ob es jetzt mir passiert oder ob andere Frauen als minderwertig behandelt werden. Das macht mich je nachdem richtig wütend.»
Engagierte Städterin
Ein weiteres grosses Anliegen ist es Herzog, dass die Städte der Schweiz besser zur Geltung kommen. Schliesslich lebten ein Drittel aller Schweizerinnen und Schweizer in Städten.
Wir pflegen wir in diesem Land ein ländliches Narrativ. Eine Art heile ländliche Welt, die es in diesem Sinn gar nie gegeben hat.
Trotzdem werde in der Schweiz ein ländliches Narrativ gepflegt – eine Art heile ländliche Welt, die es in diesem Sinn gar nie gegeben habe und auch nicht gebe, stellt Herzog fest: «Dieses Narrativ will ich ergänzen, und zwar mit der Lebensrealität der meisten Menschen in diesem Land.»
Ein Lichtblick für Basel
Das Repräsentieren der städtischen Schweiz sei darum eines ihrer Ziele als Ständeratspräsidentin. Und sie hofft, dass die städtische Schweiz nicht nur im Ständerat, sondern auch schon bald im Bundesrat vertreten ist.
Herzog weibelt fleissig für Beat Jans. Sie freue sich unglaublich, dass er es aufs Ticket der SP geschafft habe. Und das zeige ihr auch, dass ihre eigene Nichtwahl für sie nun abgeschlossen sei.