Auch wenn es die nächsten Tage heiss wird: Die Baubranche kennt keine Sommerpause. Der Zeitdruck ist gross, Strassen müssen repariert, neue Gebäude fristgerecht fertiggestellt werden. Das geschieht vermehrt mit BIM. Die Abkürzung steht für «Building Information Modelling» und meint ein dreidimensionales, digitales Zwillingsmodell eines Gebäudes.
Ich mache mich auf, BIM auf einer Baustelle zu suchen und zu finden. Dazu treffe ich Roman Christen von der gleichnamigen mittelgrossen Baufirma. Der Bauführer bezeichnet sich selbst als «Enthusiast im digitalen Bauen».
Hier auf der Baustelle kann er seine Begeisterung für BIM in den «Baumeisterarbeiten» umsetzen: den Rohbau. Dieses «Rohe» sticht vor allem durch eine riesige Brandschutzwand aus Beton ins Auge, die gegen 30 Meter hoch sein wird. Hoch sind auch die drei grünen Kräne, die verteilt auf dem Areal herumstehen. Wo aber ist das BIM?
Digitale Baustelle zum Anfassen
«Das werden wir gleich sehen», sagt Roman Christen, überreicht mir einen Schutzhelm und wir überqueren das Areal, bis wir vor dem sogenannten Planungshäuschen stehen: einer blauen Metallkiste auf vier Rädern. Unübersehbar im oberen Teil: ein grosser Touchscreen. Versteckt im unteren TeiI: ein Computer und Elektronik für den Internetzugang. Der liefert die Daten des 3D-Modells, das hier quasi physisch wird.
Roman Christen wischt auf dem Monitor herum, die Brandschutzwand erscheint. Nicht als zweidimensionaler Plan, sondern angereichert mit Informationen: zum Beispiel die verschiedenen Bauetappen, oder jedes einzelne Armierungseisen für die riesigen Betonwände.
Alles neu macht BIM?
Was sind die Vorteile des BIM gegenüber klassischen Papierplänen? Roman Christen macht ein Beispiel anhand seines Poliers, der garantieren muss, dass alle Arbeiten auf der Baustelle reibungslos durchgeführt werden. BIM nehme ihm viel Arbeit ab, wenn er Beton bestellen müsse. Da könne der Polier sofort im BIM das benötigte Volumen für eine Bauetappe berechnen lassen.
Auch für die Vermessung sei BIM unschlagbar. Der Polier könne alle georeferenzierten Daten direkt auf sein Vermessungsgerät laden. Dazu waren mit klassischen 2D-Plänen mehrere Zwischenschritte nötig – und eine Assistenz. Dank BIM kann der Polier jederzeit selbständig Messungen auf dem Areal durchführen. Klassisches Abmessen mit dem Metermass ist Vergangenheit – zumindest auf dieser Baustelle.
Besonders häufig kommt BIM in der Schweiz noch nicht zum Einsatz. Auch hier in Küsnacht war das ursprünglich nicht vorgesehen. Doch Bauführer Roman Christen konnte den Auftraggeber überzeugen.
Roman Christen betont, dass BIM nicht nur eitle Freude bereite: Es gäbe immer wieder Herausforderungen und da es noch an Routine mit BIM fehle, würden sie noch nicht schneller arbeiten als auf klassische Weise. Aber das komme noch, ist Christen überzeugt. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt für erste Gehversuche.
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