- In Genf stehen Menschen stundenlang Schlange für Essenspakete – in Corona-Zeiten verschärft sich die Lage zusätzlich.
- Eine Studie zeichnet nun ein genaueres Bild, wer diese Menschen sind: Oft handelt es sich um Sans-Papiers ohne Krankenversicherung.
- Der Kanton Genf befindet nun über Massnahmen gegen die Armut und zum Schutz der Menschen.
Den Hunger und die Ausbreitung des Coronavirus bekämpfen – das sind die Absichten der neuen Massnahmen der Genfer Regierung. Gegen den Hunger hat der Regierungsrat eine zusätzliche Million Franken gesprochen. Das Geld ist für Essenspakete, die regelmässig an Bedürftige verteilt werden.
Gegen die Ausbreitung des Coronavirus will sich der Kanton zudem dafür einsetzen, dass alle in Genf lebenden Menschen bei Krankheitssymptomen einen Arzt aufsuchen. 60 Prozent der Befragten, die für Essenssäcke anstanden, gaben in der Studie von «Ärzte ohne Grenzen» und dem Genfer Universitätsspital an, keine Krankenversicherung zu haben.
Rund die Hälfte der gut 500 Befragten erklärte in der Studie, ohne legalen Aufenthaltsstatus in Genf zu leben. Von diesen Sans-Papiers sind nach eigenen Angaben neun von zehn nicht krankenversichert.
Eine fehlende Krankenversicherung oder die Angst, die Identität preisgeben zu müssen, sollten nicht dazu führen, sich nicht untersuchen zu lassen und so womöglich zur Verbreitung des Virus beizutragen. Denn Genf ist zurzeit im Verhältnis zur Einwohnerzahl der am stärksten vom Coronavirus betroffene Kanton – mit mehr als einem positiv getesteten Fall pro 100 Einwohner.
Politik entscheidet über Massnahmen
Welche zusätzlichen Massnahmen der Kanton konkret treffen will, ist noch offen. Im Kantonsparlament verlangte die SP am Montagabend in einer dringlichen Motion eine breit angelegte Informationskampagne, die darauf hinweist, dass eine Untersuchung für Unversicherte anonym und gratis sei.
Weiter sollen auch alle Versicherten mit Prämienverbilligung davon befreit werden, den Selbstbehalt und den Franchisen-Anteil zu bezahlen, wenn sie sich aufs Coronavirus testen lassen wollen. Das Kantonsparlament wird am Dienstag über diese Motion befinden.