Benjamin Hampel ist ein leitender Arzt der Praxis Checkpoint Zürich. Dort melden sich im Moment täglich mehrere Patienten, die sich mit dem Affenpockenvirus infiziert haben. Der Mediziner ordnet die aktuelle Situation ein.
SRF News: Wie werden die Patienten mit Affenpocken behandelt?
Benjamin Hampel: Momentan können wir sie nur symptomatisch behandeln. Wir können die Symptome durch Schmerzmittel oder durch bestimmte Salben lindern. Wir können den Juckreiz nehmen und das Fieber senken, aber das sind alle Möglichkeiten, die wir haben. Es gäbe ein Medikament, das in anderen Ländern zugelassen ist. In der Schweiz steht es nicht zur Verfügung.
Wahrscheinlich wird die Impfung der einzige Weg sein, wie wir diesen Ausbruch in den Griff bekommen.
Wie sinnvoll wäre die Impfung gegen Affenpocken bei uns?
Die WHO schätzt den Nutzen dieser Impfung auf 85 Prozent. Sie wurde entwickelt für die Menschenpocken. Es wäre schon viel, wenn wir es schaffen könnten, dass die Leute mit Affenpocken leichtere Symptome haben und nicht diese starken Schmerzen wie jetzt. Wahrscheinlich wird die Impfung der einzige Weg sein, wie wir diesen Ausbruch in den Griff bekommen.
Bis jetzt wurde kein Zulassungsgesuch für die Impfung in der Schweiz gestellt. Es kann deshalb auch keines bewilligt werden. Sehen Sie einen Weg, wie die Schweiz trotzdem an diese Impfung kommen könnte?
Das Zulassungsverfahren hat uns in der Schweiz schon häufig Probleme gemacht. Es ist Zeit, dass das generell geändert wird. Für die Affenpocken ist es wahrscheinlich zu knapp, dass wir jetzt Gesetze ändern. Hier müssen wir einen pragmatischen Weg finden. Das muss auf politischer Ebene passieren, ähnlich wie es bei Covid-19 auch Gesetze gab, die man aufgrund des Ausbruchs gemacht hat.
Wenn Sie ein Fazit ziehen: Wo steht die Schweiz im Moment mit dieser Krankheit?
Das Virus wird uns sicherlich noch eine ganze Weile beschäftigen. Wir wissen von vielen Leuten, die sich gar nicht bei uns melden, die sich mit Symptomen einfach selbst isolieren. Die Meldezahlen sind wahrscheinlich nur die Spitze des Eisberges.
Wir müssen den Leuten sagen, dass sie nur noch monogame Beziehungen leben sollen. Aber wir wissen von der HIV-Epidemie, dass das auch bei tödlichen Erkrankungen schlecht funktioniert.
Das Problem ist, dass wir nichts haben, wie zum Beispiel bei HIV, wo wir wissen, dass Kondome Männer gut schützen. Das heisst, wir müssen den Leuten sagen, dass sie nur noch monogame Beziehungen leben sollen. Aber wir wissen von der HIV-Epidemie, dass das auch bei tödlichen Erkrankungen schlecht funktioniert. Sex ist wahrscheinlich so wichtig für den Menschen, dass er ungern darauf verzichtet.
Das Gespräch führte Rafael von Matt.