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Bericht der GPK-N Projektmängel verzögern Bauarbeiten am Bahnhof Lausanne

  • Die Um- und Ausbauarbeiten am Bahnhof Lausanne verzögern sich aufgrund von Projektmängeln, wie die Geschäftsprüfungs­kommission des Nationalrats (GPK-N) festgestellt hat.
  • Die Zusammenarbeit von Bund und SBB sei «unzureichend» gewesen, die Mängel aber inzwischen teilweise behoben worden, so die GPK-N in ihrem Bericht.
  • Im März 2023 war bekannt geworden, dass die Bauarbeiten im Bahnhof Lausanne viereinhalb Jahre länger dauern als geplant und erst 2037 abgeschlossen sein werden.

Politiker und Politikerinnen in der Westschweiz reagierten verärgert auf die Verzögerung, weshalb auf nationaler Ebene die GPK-N Untersuchungen aufnahm. In ihrem Bericht kommt sie nun zum Schluss, dass vor allem die strategische Zusammenarbeit sowie die Datenübermittlung zwischen der SBB und dem Bundesamt für Verkehr (BAV) unzureichend gewesen sind. Während mehrerer Jahre sei diese von Meinungsverschiedenheiten und einem mangelnden Dialog geprägt gewesen.

Mehrere Versäumnisse stellt die GPK-N auch bei der Projektführung fest, «die sich auf den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in der gesamten Westschweiz negativ auswirken».

Doppelrolle der Aufsicht

Doch auch bei der SBB seien Fehler passiert, so die Nationalratskommission. Die Pläne der beauftragten Ingenieurbüros seien intern vor der Übermittlung an das BAV nicht ausreichend kontrolliert worden. Das interne Qualitätsmanagement der SBB sei «teilweise ungenügend» gewesen.

Einschätzung des Westschweiz-Korrespondenten

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Die Schuld für die Verzögerungen bei den Bauarbeiten am Bahnhof Lausanne trägt nicht eine einzelne Person. Die Probleme liegen in der Zusammenarbeit zwischen der SBB, der Bauherrin, und dem Bundesamt für Verkehr (BAV), der Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde. Gemäss GPK-Bericht haben die Verantwortlichen ziemlich aneinander vorbeigeredet. Es gab Missverständnisse und offene Fragen. Am Ende hat das Bundesamt für Verkehr die Reissleine gezogen. Dabei ging es um die Berechnung des Passagieraufkommens und die notwendige Breite der Perrons. Es ging aber auch um den Ausbau des Untergeschosses und um Fragen zur Gebäudestatik.

Die GPK betont in ihrem Bericht aber auch, dass das Ausbauprojekt enorm komplex ist. Der Bahnhof liegt mitten in der Stadt. Er ist von Gebäuden umgeben und kann darum nicht einfach beliebig verbreitert werden. Zudem befindet er sich an einem Hang und steht unter Denkmalschutz. Das sind Faktoren, die ein solches Projekt zusätzlich erschweren.

Die Bauarbeiten am Bahnhof Lausanne kosten nun 500 Millionen Franken mehr. Laut der Waadtländer Verkehrsdirektorin Nuria Gorrite müsse das nun der Bund übernehmen. Auch Nationalrat Thomas de Courten, Mitglied der GPK, bestätigte, dass das Parlament einen Nachtragskredit sprechen müsse. Doch der Topf für die Finanzierung von Bahninfrastrukturprojekten wird dadurch nicht grösser. Um für den Ausbau des Bahnhofs in Lausanne genügend Geld zu haben, müssen wohl andere Projekte aufgeschoben werden. Welche das genau sind, darüber muss sich das Parlament nun einig werden.

Philippe Reichen

«Am Beispiel des Ausbaus des Bahnhofs Lausanne zeigt sich, dass die Doppelrolle des BAV eine Herausforderung darstellt», schreibt die GPK-N weiter. Einerseits steuere das Amt die vom Parlament beschlossenen Infrastrukturprojekte und andererseits erteile es die Bewilligungen im Plan­genehmigungs­verfahren.

Das BAV habe aber das Möglichste unternommen, um diese beiden Rollen sinnvoll zu vereinen, hält die GPK-N in ihrem Bericht fest.

Frühere Intervention empfohlen

Insgesamt habe sich die Situation seit 2023 jedoch verbessert, konstatiert die Geschäfts­prüfungs­kommission. Sie richtet vier Empfehlungen an den Bundesrat, bei welchen sie weiterhin Handlungsbedarf sieht.

Die Landesregierung soll demnach «sicherstellen, dass das Bundesamt und die SBB bei Infrastrukturprojekten künftig konstruktiv zusammenarbeiten und das Verkehrsdepartement bei Schwierigkeiten früh genug interveniert». Die SBB sollte zudem bei allen Bahninfrastruktur­projekten ihr internes Qualitätsmanagement konsequent anwenden.

Zug fährt durch Baustelle am Bahnhof Lausanne.
Legende: Die Arbeiten am Bahnhof Lausanne dauern viereinhalb Jahre länger als geplant und werden im Jahr 2037 abgeschlossen sein. KEYSTONE/Martial Trezzini

Klärungsbedarf brauche es noch bei der Datenübermittlung zwischen der SBB und dem BAV im Rahmen des Plan­genehmigungs­verfahrens, so die GPK-N. Das Bundesamt müsse die Digitalisierung in diesem Bereich weiter vorantreiben.

Schliesslich ersucht die GPK-N die beteiligten Bundesbehörden, alle notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um das Projekt wie geplant abzuschliessen.

SBB sieht Fortschritte

Bei der SBB rennt die Kommission offene Türen ein. «Wir arbeiten weiterhin eng mit dem BAV und den Interessengruppen zusammen, um dieses Projekt erfolgreich abzuschliessen», schreibt die SBB auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Das Bahnunternehmen hat nach eigenen Aussagen «Massnahmen ergriffen, die die Transparenz und Effizienz des Projektmanagements für die Modernisierung des Bahnhofs Lausanne verbessert haben». So sei die Projektleitung gestärkt worden, um eine genaue Überwachung und eine bessere Zusammenarbeit mit allen Beteiligten zu gewährleisten.

Hinweis

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In einer früheren Version des Artikels stand in der Einschätzung unser Westschweiz-Korrespondenten, dass die Bauarbeiten am Bahnhof Lausanne zwölf Jahre später abgeschlossen sein werden als geplant. SDA-Keystone hingen schreibt von 4.5 Jahren Verzögerung. Die unterschiedlichen Angaben sind auf die Verwendung verschiedener Ausgangsdaten zurückzuführen. Die zwölf Jahre beziehen sich auf das ursprüngliche Abschlussdatum, während die 4.5 Jahre die Verzögerung im Vergleich zu einer späteren, bereits angepassten Planung darstellen.

Rendez-vous, 28.01.2025, 12:30 Uhr ; 

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