- Wissenschaft und Politik haben während der Corona-Pandemie nicht ausreichend zusammengearbeitet.
- Dieses Fazit ziehen Forscherinnen und Forscher im Synthesebericht zum Nationalen Forschungsprogramm «Covid-19» (NFP 78).
Die Partnerschaft zwischen der wissenschaftlichen Gemeinschaft und den staatlichen Institutionen sei nicht ausreichend entwickelt gewesen, um dem enormen Druck einer Pandemiekrise standzuhalten, heisst es im Schlussbericht der Forschungsgruppe.
Grundsätzlich ziehen die Forschenden aber eine positive Bilanz. Das Forschungsprogramm habe einen konstruktiven Beitrag zum wissenschaftlichen Verständnis der Pandemie in der Schweiz geleistet.
Dutzende Projekte zu SARS-CoV-2
Die Arbeit des NFP 78 umfasste insgesamt 35 Projekte. Darunter war etwa die Grundlage für die nationale Abwasserüberwachung. Dieses Frühwarnsystem für die Verbreitung von SARS-CoV-2 wird noch heute genutzt.
Zu Beginn gab es sehr viel Chaos – viele Forscher hatten keinen Zugang zu den Behörden.
Zudem untersuchten die Wissenschafter etwa das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung oder ihre Akzeptanz von Schutzmassnahmen. Leiter der Forschungsarbeiten war der Epidemiologe Marcel Salathé von der ETH Lausanne.
Er thematisiert auch die weniger guten Ergebnisse: «Zu Beginn gab es sehr viel Chaos – viele Forscher hatten keinen Zugang zu den Behörden», stellt Salathé fest. Grund dafür war, dass die entsprechenden Kontakte nicht institutionalisiert gewesen seien.
Kritik von der GPK am Krisenmanagement
Auch die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrats hatte im Sommer in ihrem Untersuchungsbericht das Bundesamt für Gesundheit (BAG) kritisiert. Dieses habe das wissenschaftliche Netzwerk zu spät und ohne echte Strategie aufgebaut.
Auch sei der Austausch mit den Wissenschaftern zu Beginn von Unklarheiten und Misstrauen geprägt gewesen. «Das wollen wir in Zukunft besser machen, deshalb bereiten wir das jetzt vor», verspricht BAG-Vizedirektorin Linda Nartey.
Entsprechend soll die Zusammenarbeit professionalisiert werden. Die Forscher möchten mit dem BAG ein Modell für ein ständiges Netzwerk zwischen Wissenschaft und Behörden erarbeiten.
Weitere Forschung zur Covid-Pandemie
Das mit 20 Millionen Franken dotierte NFP 78 wurde im April 2020 gestartet, also wenige Wochen nach dem ersten Shutdown wegen der Pandemie in der Schweiz.
Ziel war, neue Erkenntnisse zu Covid-19 zu gewinnen, Empfehlungen für das klinische Management und das Gesundheitswesen zu erarbeiten sowie die Entwicklung von Impfstoffen, Behandlungen und Diagnostika voranzutreiben.
Mit dem Ende von NFP 78 endet die Forschung zu Covid jetzt aber keineswegs. Schon vor einem Jahr lancierte der Nationalfonds ein Zukunftsprogramm. Es soll weitere Erkenntnisse für die Bewältigung künftiger Pandemien bringen.