Was ist das Problem? Die Sicherheitslage im Gebiet Reitschule/Schützenmatte hat sich in den letzten Monaten verschlechtert. Schon bevor es letztes Wochenende zu Ausschreitungen gekommen ist. Drogendealer und Kleinkriminelle sorgen immer wieder für Probleme. Dazu kommen Angriffe auf die Berner Gassenpatrouille Pinto: «Wir wurden mehrfach mit einem Messer angegriffen, Leute versuchten uns zu treten und zu schlagen. Es gab Beschimpfungen und Bedrohungen», sagt Silvio Flückiger, Leiter Pinto, zu SRF. Die Behörden zogen Pinto daraufhin wegen Sicherheitsbedenken von der Schützenmatte ab.
Was macht die Polizei? Die Kantonspolizei setzt auf Präsenz. «Mehr Präsenz bedeutet mehr Sicherheit», so Manuel Willi, Regionalchef der Kapo Bern. Das Umfeld sei aber schwierig. Seit der Pandemie seien beispielsweise vermehrt junge Männer aus den Maghreb-Staaten auf der Schützenmatte: Männer, deren Asylgesuch abgelehnt wurde oder die kein Asylgesuch gestellt haben. «Bei der Anhaltung stellen wir fest, dass sie bereits mehrfach Vermögens- oder Betäubungsmitteldelikte begangen haben.» Oft seien die Männer unter Einfluss von Drogen oder Medikamenten. «Das kann zu Aggressivität oder Selbstverletzungen führen, was die Polizeiarbeit schwierig macht.»
Die Kantonspolizei stoppt nicht vor den Türen der Reitschule.
Ist die Reitschule ein «rechtsfreier Raum»? Immer wieder wird der Vorwurf laut, die «Schütz» und insbesondere die Reitschule seien ein rechtsfreier Raum. «Täterinnen und Täter ziehen sich regelmässig in die Reitschule zurück, das stimmt», so Manuel Willi von der Kapo Bern. «Die Täterschaft weiss, dass die Polizeiarbeit in der Reitschule oft schwierig ist, dass sich beispielsweise Unbeteiligte einmischen.» Aber Manuel Willi stellt auch klar: «Wir stoppen nicht vor den Türen der Reitschule. Wenn ein Einsatz vertretbar und verhältnismässig ist, dann gehen wir in die Reitschule. Das ist teilweise wöchentlich der Fall.»
Was macht die Stadt? «Die Gewalt und die Belästigungen haben zugenommen», sagt die städtische Sozialdirektorin Franziska Teuscher. Die Stadt macht sich Sorgen um die Sicherheit auf der Schützenmatte und versucht mit verschiedenen Massnahmen die Situation zu beruhigen. Ein privater Sicherheitsdienst schaut beispielsweise an den Wochenenden zum Rechten. Seit letztem Sommer bekommen Menschen, die sich unsicher oder unwohl fühlen, im «Schutzmobil» Hilfe von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern. Franziska Teuscher betont: «Eine Massnahme allein kann nicht für Sicherheit auf der Schützenmatte sorgen.»
Was sind die Folgen für die Reitschule? Das alternative Kulturzentrum steht nach den jüngsten Krawallen schweizweit in den Negativschlagzeilen. Wegen der angespannten Sicherheitslage auf dem Vorplatz und der Schützenmatte kämpft die Reitschule mit sinkenden Besucherzahlen, insbesondere die Rössli-Bar, das Restaurant «Sous le Pont» und der Dachstock leiden. Diese sind zentrale Einnahmequellen für die Reitschule. «Wir brauchen Support und Cash. Wir sind auf einem Tiefpunkt angelangt», hiess es jüngst in einer Mitteilung.