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Berner Jura Sprachkonflikt: Mehrheit spricht Deutsch, Gemeinde ist welsch

Im Berner Jura ist Französisch die einzige Amtssprache. Das stört einige Kleingemeinden mit deutschsprachiger Mehrheit.

Die bernische Kantonsverfassung sagt es klar und deutlich: Die Amtssprache im Berner Jura ist Französisch. Für den Grossteil der Gemeinden im Berner Jura entspricht das auch der gelebten Realität.

Doch es gibt einige kleine Dörfer, in denen die deutschsprachige Bevölkerung die klare Mehrheit stellt: In Seehof sprechen 91 Prozent, in Schelten 83 Prozent, in Mont-Tramelan 71 Prozent und im Rebévelier 67 Prozent der Bevölkerung Deutsch.

Einzelne Gemeinden wie zum Beispiel Schelten gelangten vor Kurzem an die Berner Regierung mit der Bitte nach einem zweisprachigen Status.

Älterer Mann sitzt zuhause auf dem Sofa und erzählt.
Legende: Der Scheltener Gemeinderat Hans-Rudolf Roth setzt sich für den zweisprachigen Status seiner Gemeinde ein. SRF/Rolf Dietrich

Im Alltag sorge insbesondere der Austausch mit dem Regierungsstatthalteramt in Courtelary für Probleme, erklärt der Scheltener Gemeinderat Hans-Rudolf Roth gegenüber «Schweiz Aktuell»: «Immerhin dürfen wir dem Regierungsstatthalteramt in Deutsch schreiben. Doch die Antwort aus Courtelary erfolgt immer in französischer Sprache. Es handelt sich dabei häufig um fachtechnische oder juristische Berichte, die für uns sehr schwierig zu verstehen sind. Das stört mich.»

Angst vor einem Wiederaufflammen des Jurakonfliktes

Auch in der Gemeinde Mont-Tramelan gibt es Stimmen, die die Zweisprachigkeit für die Gemeinde fordern. Es gibt aber auch Menschen im Dorf, die das nicht vorbehaltlos befürworten. Beispielsweise der Landwirt Beat Gerber, der als Kind den Jurakonflikt hautnah miterlebt hat.

Nahaufnahme eines Mannes in weinrotem Pullover.
Legende: Der Landwirt Beat Gerber aus Mont-Tramelan hat gewisse Bedenken bezüglich des zweisprachigen Status der Gemeinde. SRF/Rolf Dietrich

Beat Gerber erzählt, dass die deutschsprachige Schule die französischsprachigen jurassischen Separatisten immer wieder zu bösartigen Aktionen provoziert habe: «Die Polizei musste das Schulhaus immer wieder bewachen. Es wurde regelmässig verschmiert, ein leerstehendes Schulgebäude wurde gar in Brand gesetzt.»

Darum habe er gewisse Bedenken, dass ein zweisprachiger Status einzelner Gemeinden im Berner Jura die separatistischen Kräfte erneut provozieren könnte.

Die Kinder der Familie Gerber leben die Zweisprachigkeit in ihrem Alltag. Sie sprechen in der Schule Französisch und zu Hause Deutsch. Sie wechseln mühelos zwischen den beiden Sprachen hin und her.

Zurückhaltung bei den Berner Behörden

Die Berner Regierung hat die Anfrage der Gemeinden aus dem Berner Jura noch nicht offiziell beantwortet. Es ist ihr jedoch wichtig, die französischsprachige Minderheit im Kanton Bern auch weiterhin zu schützen und den Jurakonflikt nicht neu anzuheizen.

Nahaufnahme eines Mannes im Anzug.
Legende: Will den Jurakonflikt nicht wieder heraufbeschwören: David Gaffino, Leiter des Amtes für Zweisprachigkeit und Vizestaatskanzler des Kantons Bern. SRF/Rolf Dietrich

Dieser ist mit dem per Januar 2026 vorgesehenen Wechsel des Städtchens Moutier zum Kanton Jura auf institutioneller Ebene gelöst.

«Nur weil der Jurakonflikt jetzt gelöst ist, heisst das nicht, dass man im Berner Jura alles verändern soll», sagt dazu der Berner Vizestaatskanzler und Leiter des Amtes für Zweisprachigkeit, David Gaffino. Damit dürfte es für die kleinen Gemeinden mit deutschsprachiger Mehrheit im Berner Jura schwierig werden, einen zweisprachigen Status zu erhalten.

Für pragmatische Lösungen wie etwa die Errichtung zweisprachiger Schulen zeigt sich die Berner Regierung grundsätzlich offen. Diese Lösungen scheitern jedoch meist an den Realitäten vor Ort, konkret an der zu geringen Anzahl Schülerinnen und Schüler.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 18.2.2025, 6:30 Uhr;stal

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