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Berner Oberland Hamsterkäufe in Lauterbrunnen: Airbnb-Boom und seine Folgen

Der hohe Airbnb-Anteil ist zwar gewollt, aber nicht von allen. Nun greift die Politik ein.

Alpenruh, Bergrösli, Bergliebe: Alle drei Chalets kann man in Lauterbrunnen BE über die Plattform Airbnb mieten. Und das sind bei weitem nicht die einzigen. Fast jede vierte Wohnung in der Tourismusgemeinde ist auf der Plattform zu finden.

Damit steht Lauterbrunnen an der Spitze der Rangliste, vor Démoret VD mit 20.8 und Veysonnaz VS mit 17.8 Prozent. Das Medienunternehmen Tamedia hat diese Zahlen am Mittwoch veröffentlicht.

«Wir haben einen Zweitwohnungsanteil von 60 Prozent. Die hohe Dichte an Airbnb-Wohnungen ist deshalb nicht aussergewöhnlich», sagt Lauterbrunnens Gemeindepräsident Karl Näpflin. Zudem habe die Gemeinde vor rund zehn Jahren die Zweitwohnungsbesitzende dazu motiviert, ihre Wohnungen zu vermieten.

Nun haben wir weniger kalte Betten.
Autor: Karl Näpflin Gemeindepräsident Lauterbrunnen

Die Offensive der Gemeinde hat offensichtlich funktioniert, zur Freude von Näpflin: «Nun haben wir weniger kalte Betten.» Allerdings habe die hohe Airbnb-Dichte auch eine Kehrseite: «Weil Auswärtige Hamsterkäufe tätigten. Sie überboten die Angebote der Einheimischen und setzten diese teilweise auf die Strasse.»

Touristen fotografieren die Staubbachfälle in Lauterbrunnen.
Legende: Die Staubbachfälle in Lauterbrunnen ziehen scharenweise Touristinnen und Touristen an. Das führt teilweise zu «Hamsterkäufen von Auswärtigen.» KEYSTONE/Anthony Anex

Laut Karl Näpflin sind das zwar Einzelfälle. Aber damit es bei Einzelfällen bleibe, arbeite die Gemeinde einen Massnahmenplan aus. Beispielsweise sollen neue, günstige Erstwohnungen für Einheimische gebaut werden – und zwar in allen Bezirken der Gemeinde Lauterbrunnen.

Das sei möglich, weil die Gemeinde in allen Bezirken viel Bauland zur Verfügung habe. «Und wir konnten einzelne Grundeigentümer dazu bewegen, dass sie das Land preiswert zur Verfügung stellen», so der Gemeindepräsident.

Das sind Wohnungen, die dem normalen Wohnungsmarkt nun fehlen.
Autor: Ruedi Simmler SP-Präsident Interlaken

Auch in anderen Tourismusgemeinden im Berner Oberland wird die Politik wegen der vielen Wohnungen auf Plattformen aktiv. In Interlaken beispielsweise liegt der Anteil bei 9.7 Prozent. «Das sind Wohnungen, die dem normalen Wohnungsmarkt nun fehlen», sagt Ruedi Simmler, SP-Präsident der Sektion Interlaken.

Touristen flanieren an Geschäften in Interlaken vorbei.
Legende: In Interlaken liegt der Airbnb-Anteil bei 10 Prozent. Zu viel, findet ein Teil der Einheimischen, und fordert nun eine Begrenzung. KEYSTONE/Peter Schneider

Deshalb reichte die SP Ende November 2024 in Interlaken und in vier umliegenden Gemeinden eine Initiative ein. Diese fordert, dass Wohnungen pro Jahr maximal 90 Tage auf Plattformen wie Airbnb vermietet werden dürfen.

Es sei eine Gratwanderung: «Der Tourismus ist die Lebensgrundlage der Jungfrauregion. Gleichzeitig brauchen wir Wohnraum für die Menschen, die hier im Tourismus arbeiten», so Ruedi Simmler. Und mit Airbnb werde dieser Wohnungsmarkt dezimiert.

Einerseits profitieren also die Tourismusregionen von Plattformen wie Airbnb, weil kalte Betten warm werden. Andererseits kann es zu Hamsterkäufen kommen, was zur Folge hat, dass Einheimische, oder Menschen, die im Tourismus arbeiten, keinen Wohnraum mehr finden.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 13.2.2025, 6:31 Uhr ; 

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