Die Boje, die an vier Betonblöcken in einer Tiefe von 45 Metern zwischen Steckborn TG und Berlingen TG verankert ist, trotzt Wind und Wetter. Sie ist mit drei Solarpanels ausgestattet, die sie das ganze Jahr über mit Strom versorgen. Zwei Lampen sorgen dafür, dass sie auch bei Dunkelheit sichtbar bleibt.
Verbesserte Datenerhebung
Die gelbe Messboje ermöglicht eine häufigere und genauere Datenerfassung, als dies bisher mit Schiffsmessungen möglich war. Sie liefert mehrmals täglich Daten von der tiefsten Stelle des Untersees und nicht wie bisher bloss einmal im Monat.
Heinz Ehmann, Leiter Gewässerqualität und -nutzung beim Amt für Umwelt TG, erklärt, dass die Boje helfe, zwei der grössten Herausforderungen des Untersees besser zu verstehen: die Erwärmung der Wassertemperatur infolge des Klimawandels und die Ausbreitung der Quagga-Muschel.
Wir haben mit der Messboje eine ganz andere Auflösung.
Diese invasive Muschelart, die seit 2016 im Bodensee zu finden ist, beeinflusse das Nahrungsnetz erheblich, erklärt Ehmann.
Präzise und kontinuierliche Messungen
Martin Eugster, Leiter des Amtes für Umwelt des Kantons Thurgau, betont die Vorteile der neuen Technologie: «Wir haben mit der Messboje eine ganz andere Auflösung.» Zudem könne man in kurzen Zyklen messen und so sehr einfach viele Daten gewinnen. «Das ist wichtig, um Veränderungen im See – wie zum Beispiel Temperaturschwankungen in verschiedenen Tiefen – genau zu erfassen.»
Ein Sensor sinkt einmal pro Stunde auf den Seegrund und misst in Abständen von einem Meter die Temperatur, den Sauerstoffgehalt und die chemische Zusammensetzung des Wassers.
Langjährige Daten und neue Erkenntnisse
Dass solche Daten erhoben werden, ist nicht neu: Bereits seit 50 Jahren misst der Kanton Thurgau die chemische Zusammensetzung des Untersees. Diese Langzeitdaten zeigen, dass sich die Sauerstoffwerte im See in den letzten Jahren aufgrund von Hitzeperioden verschlechtert haben, erklärt der Leiter Gewässerqualität und -nutzung beim Amt für Umwelt TG. Zudem sei eine deutliche Zunahme von Blaualgen festgestellt worden, die früher nicht in diesem Ausmass vorkamen.
Die Cyanobakterien profitierten von den lang anhaltenden sommerlichen Bedingungen, die ihr Wachstum begünstigten. Die Blaualge kann unter Umständen Gifte produzieren, die für Mensch und Tier gesundheitsschädlich sein können, warnt der Kanton St. Gallen auf seiner Homepage.
Die neuen Daten der Messboje bieten Forschern rund um den Bodensee und auch dem Bund wertvolle Informationen zur Überwachung und Erforschung dieser Umweltveränderungen. Zukünftig sollen die Daten der Messboje auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Derzeit wird noch an der optimalen Schnittstelle gearbeitet, um diese wertvollen Informationen bereitzustellen.
Die kontinuierliche Überwachung des Untersees durch den Kanton Thurgau erfolgt gemäss den Vorgaben der internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee, die Deutschland, Österreich und die Schweiz umfasst.