Zum Inhalt springen

Bezahlen in der Schweiz Bar wird rar: Bargeld verursacht Kosten, hat aber auch Vorteile

  • Münzen oder Banknoten sollen in der Schweiz stets in genügender Menge zur Verfügung stehen – das fordert die Volksinitiative «Bargeld ist Freiheit» der Freiheitlichen Bewegung Schweiz.
  • Der Nationalrat wird im Frühling sowohl zur Volksinitiative als auch zum Gegenvorschlag des Bundesrates debattieren.
  • Bargeld verursacht einerseits hohe volkswirtschaftliche Kosten, andererseits ist es nach wie vor ein Zahlungsmittel mit Vorteilen.

Wer am Morgen in einer Bäckerei ein Gipfeli oder einen Kaffee bezahlt, macht das immer weniger mit Bargeld. Im Jahr 2017 bezahlten die Leute im Alltag noch zu zwei Dritteln bar, heute ist es nur noch rund ein Drittel. Das zeigt eine Umfrage der Schweizerischen Nationalbank.

Münzen und Noten sind teuer

Dass Bargeld immer weniger zum Einsatz kommt, freut Schweizer Unternehmen. Zum Beispiel die Bäckerei Abderhalden in Wattwil im Kanton St. Gallen. Man brauche jede Woche etwa vier Stunden, um das Bargeld zu zählen und den Stock für den Laden wieder aufzufüllen – etwa durch einen Gang zur Post, wenn die Zwänzgerli ausgegangen sind. «Alle Läden, die nur noch Karten akzeptieren, verstehe ich vollkommen», heisst es bei Abderhalden.

Die Automaten müssen gefüllt werden, es gibt Versicherungskosten, es werden immer wieder Automaten gesprengt. Es braucht Personal ...
Autor: Tobias Trütsch Zahlungsökonom Universität St. Gallen

Je nach Schätzung verursacht der Gebrauch von Bargeld Kosten von mehreren Milliarden Franken. Läden und Cafés müssen Münzen und Noten transportieren und zählen. Das Bargeld belastet aber auch die Banken, sagt Tobias Trütsch, Zahlungsökonom an der Universität St. Gallen.

Der grösste Anteil der Kosten für Bargeld entstehe für Banken, welche die Geldautomaten flächendeckend zur Verfügung stellen müssten, sagt Trütsch. «Die Automaten müssen gefüllt werden, es gibt Versicherungskosten, es werden immer wieder Automaten gesprengt. Es braucht Personal, welches die Automaten auffüllt, auch am Schalter», so Trütsch weiter. Ein einziger Bankomat kostet etwa 90'000 Franken, hinzu kommen noch 40'000 Franken zusätzlich pro Jahr für den Betrieb.

Bares hat auch Gutes

Laut Tobias Trütsch hat Bargeld aber trotz hoher Kosten auch viele Vorteile. So könne zum Beispiel jede und jeder mit Bargeld bezahlen, auch Kinder und Leute, die digital nicht bewandert sind. Zudem könnten Zahlungen mit Bargeld nicht nachverfolgt werden. Und, ganz wichtig: Bargeld funktioniert immer, auch wenn die digitalen Systeme mal versagen oder grosse Unsicherheit herrscht.

«Was man sehr gut beobachten kann, ist, dass bei jeder Krise die Anzahl Tausendernoten stark ansteigt», sagt Trütsch. Dies sei aktuell auch beim russischen Angriff auf die Ukraine und den Krisen im Nahen Osten so gewesen. Das Bargeld ist dann nicht mehr nur Zahlungs-, sondern auch beliebtes Wertaufbewahrungsmittel.

Holen Sie sich SRF News in Ihr Whatsapp

Box aufklappen Box zuklappen
Legende:

Die wichtigsten und spannendsten News jetzt bequem auf Whatsapp – einmal morgens (Montag bis Freitag), einmal abends (die ganze Woche): Abonnieren Sie hier den SRF-News-Kanal auf Ihrem Smartphone.

Heute Morgen, 18.12.2024, 06:00 Uhr

Meistgelesene Artikel