Zum Inhalt springen
Video
Stalking soll eigener Straftatbestand werden
Aus 10 vor 10 vom 06.06.2024.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 3 Sekunden.

Bis zu drei Jahre Haft Nationalrat will Stalking konsequenter bestrafen

Der Nationalrat will einen eigenen Straftatbestand gegen Stalking. Damit sollen Opfer besser geschützt werden.

    Der Nationalrat hat entschieden, dass Stalking neu als Tatbestand im Strafgesetzbuch stehen soll. Wer eine Person beharrlich verfolgt, belästigt oder bedroht und diese in der Gestaltung ihres Lebens beschränkt, soll eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe erhalten.

    Ein Antrag aus den Reihen der SVP, nicht auf die Vorlage einzutreten, fand keine Mehrheit. Manfred Bühler (SVP/BE) argumentierte ohne Erfolg, man solle sich bei der Strafverfolgung von Stalking auf das geltende Recht zu stützen. Auch seine eigene Fraktion folgte ihm nur teilweise, insgesamt 30 Ratsmitglieder waren für Nichteintreten.

Person geht mit zwei Einkaufstaschen im Regen.
Legende: Entschieden hat der Nationalrat auch, dass Opfer von Stalking dieses aktiv anzeigen müssen. Einzig in Partnerschaften soll Stalking von Amtes wegen verfolgt werden. Imago/Michael Gstettenbauer

Die Strafverfolgung von Stalking sei schon heute möglich, sagte Bühler. Möglich mache dies unter anderem die Rechtsprechung des Bundesgerichts zum Tatbestand der Nötigung. Zudem werde die Schwelle zur Strafbarkeit zu tief angesetzt, so Bühler.

Nicht jedes unangenehme Verhalten solle eine Angelegenheit für die Staatsanwaltschaft werden. Denn sonst würden die Strafverfolgungsbehörden überlastet. Die Mehrheit des Rates war aber der Ansicht, dies werde dem Charakter solcher Taten und dem Umstand, dass es um wiederholte Belästigungen gehe, nicht gerecht.

Es musste immer zuerst etwas passieren, damit es zum Straftatbestand wurde.
Autor: Maya Bally Nationalrätin (Mitte/AG)

Mit der zunehmenden Bedeutung der sozialen Medien hätten namentlich Fälle von Online-Belästigung stark zugenommen, sagte Philippe Nantermod (FDP/VS) namens der Kommission. Besonders betroffen seien Kinder und Jugendliche, mit gravierenden Folgen bis hin zum Suizid. Verurteilungen in diesem Zusammenhang seien heute selten. Der Handlungsbedarf sei klar.

Maya Bally (Mitte/AG) kritisierte die bisherige Rechtslage zum Stalking: «Es musste immer zuerst etwas passieren, damit es zum Straftatbestand wurde.» Sie betonte zudem, es gehe nur um Handlungen, die beharrlich erfolgten. Als Merkmale nannte sie Obsession, Intensität und Wiederholung.

Vorstufe zu Gewalttaten

Stalking sei verbreiteter, als man denke, sagte Tamara Funiciello (SP/BE). Und Opfer fühlten sich oft alleine gelassen, weil die einzelnen Handlungen von Tätern als solche oft nicht strafbar seien: «Es ist erlaubt, in einem Auto zu sitzen, es ist erlaubt, jemanden anzurufen.» Stalking sei oft eine Vorstufe zu Gewaltdelikten, argumentierte Beat Flach (GLP/AG): «Das dürfen wir nicht zulassen.»

Video
Tamara Funiciello (SP/BE): «Extrem belastende Situation für Betroffene»
Aus News-Clip vom 06.06.2024.
abspielen. Laufzeit 38 Sekunden.

Zwei Punkte waren in der Debatte umstritten. Der Bundesrat und eine SVP-Minderheit der Rechtskommission wollten die Strafbarkeit auf Fälle beschränken, in denen Opfer auf unzumutbare Weise eingeschränkt werden.

Der Rat wollte von einer solchen Einschränkung allerdings nichts wissen. Der Zusatz im Gesetzestext wäre unklar und würde suggerieren, dass eine gewisse Einschränkung zu tolerieren sei, kritisierte Sibel Arslan (Grüne/BS) als zweite Kommissionssprecherin. Es gehe aber gerade darum, dass solche Nachstellungen immer unzumutbar seien.

Bundesrat anfänglich skeptisch

Box aufklappen Box zuklappen

Der Bundesrat war ursprünglich skeptisch gegenüber einem Stalking-Straftatbestand, beantragte aber Eintreten. Die Vernehmlassung habe gezeigt, dass das Bedürfnis danach gross sei, sagte Justizminister Beat Jans.

Jans warnte aber vor überzogenen Erwartungen. Es sei mit Beweisproblemen zu rechnen. Zudem werde es einige Zeit dauern, bis die neuen Rechtsbegriffe in der Praxis hinreichend klar seien.

Zudem wollten die Landesregierung und eine SVP-Minderheit, dass Nachstellung in allen Fällen nur auf Antrag hin verfolgt wird. Der Rat votierte aber dafür, bei Stalking in Paarbeziehungen eine Verfolgung von Amtes wegen vorzusehen. So hatte es die Kommissionsmehrheit beantragt.

Verschiedene Rednerinnen verwiesen darauf, dass Stalking oft mit häuslicher Gewalt in Zusammenhang stehe und etwa bei einfacher Körperverletzung die gleiche Regelung gelte.

Das Geschäft geht nun weiter an den Ständerat.

SRF 4 News, 06.06.2024, 13 Uhr ; 

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel