Mit der veränderten Sicherheitslage in Europa ist vieles wieder möglich, was vor wenigen Jahren noch undenkbar schien: So führt die Schweizer Armee zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder eine grosse Bodentruppenübung im Ausland durch.
Transport dauert fast eine Woche
Das Training im Ausland ist vor allem auch eine logistische Grossaufgabe und ebenfalls Teil der Übung: 78 Fahrzeuge und Material werden ab Thun mit elf Güterzügen nach Österreich transportiert. Allein die Verschiebung von Soldaten und Fahrzeugen ins Nachbarland dauert fast eine Woche.
Für den Kommandanten der Bodentruppen, Divisionär Benedikt Roos, ist das Manöver namens «Trias 25» unerlässlich, um die Armee wieder fit für die Verteidigung zu machen. «Ich erhoffe mir sehr viele wertvolle Erkenntnisse von dieser Übung», sagt er.
Realistischere Übungen möglich
Der österreichische Truppenübungsplatz Allentsteig in Niederösterreich sei etwa sechsmal grösser als die Trainingsgelände in der Schweiz. Darum könne die Armee dort viel realistischere Manöver im Gelände üben. Der Übungsleiter, Brigadier Christoph Roduner, erklärt, in Österreich könnten die Schweizer Panzer quer durchs Gelände fahren.
In der Schweiz müsse man sich auch auf den Truppenübungsplätzen immer auf vorgegebenen Wegen bewegen. Ausserdem könnten sich die Schweizer Armeeangehörigen in Allentsteig auch mit dem österreichischen Heer und 140 Soldaten aus Deutschland messen.
Völlig neu ist der rund 600 Kilometer entfernte österreichische Übungsplatz für die Schweizer Armee nicht. Letztmals trainierten die Bodentruppen dort 1996. Rund tausend Schweizer Soldaten reisen nach Österreich. Es sind Freiwillige, denn die Schweiz kann Soldaten nicht zum Dienst im Ausland verpflichten. Österreich ist wie die Schweiz ebenfalls neutral und nicht Mitglied der Nato.
«Keine Nato-Übung»
Der Projektverantwortliche, Divisionär Benedikt Roos, betont denn auch: «Das ist keine Nato-Übung.» Obwohl weitere Übungen im Ausland folgen sollen, sei eine Übung mit dem nordatlantischen Verteidigungsbündnis zurzeit nicht geplant. «Die Frage, ob Nato-Übung Ja oder Nein, ist eine politische Frage», sagt Benedikt Roos. «Aus militärischer Sicht bin ich dankbar, wenn wir mit Ausländern zusammen trainieren können. In welchem Kontext das dann sein wird, das muss die Politik festlegen.»
Die Bodentruppenübung im Ausland kostet vier Millionen Franken mehr als ein WK im Inland. Das ist es wert, findet man bei der Armee. Denn die Erkenntnisse aus der Übung sollen in die Weiterentwicklungskonzepte der Bodentruppen einfliessen.