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Bodenwaschanlage reinigt seit zwei Jahren auch PFAS-Böden
Aus Rendez-vous vom 19.09.2024. Bild: SRF / Dominik Steiner
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Bodenwaschanlage in Rümlang Hier werden Böden von langlebigen Chemikalien wie PFAS gereinigt

Zu viel PFAS erhöhen das Risiko gesundheitlicher Schäden. Aus diesem Grund müssen kontaminierte Böden gereinigt werden.

Wir sind im Kanton Zürich, auf dem Gemeindegebiet von Rümlang: Auf dem Gelände der Firma Eberhard türmen sich zahlreiche Erdhaufen. Es ist Erde, die von überall in der Schweiz hierhin geliefert wird. Das Ziel: Die Erde soll dekontaminiert werden – wieder frei werden von gesundheits- und umweltschädlichen Chemikalien.

Zusammen mit dem Betriebsleiter Ivan Züst stehen wir vor einem der meterhohen Haufen, es ist der PFAS-Haufen. 1000 Tonnen PFAS-haltiges Material. Davon werden gerade mal etwa 10 Gramm PFAS isoliert. Das sei wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Jedoch fügt er hinzu: «Wir schaffen es auch, diese Nadel im Heuhafen aus diesem Boden herauszuwaschen.»

Was sind PFAS?

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PFAS – diese Abkürzung sorgt in diesen Tagen für Besorgnis. Das Akronym PFAS kommt aufgrund der englischen Bezeichnung «per- and polyfluoroalkyl substances» zustande, oder zu Deutsch: per- und polyfluorierte Alkylverbindungen.

Dies sind chemische Stoffe, die seit Jahrzehnten in vielen Bereichen eingesetzt werden: beispielsweise bei Bratpfannen, Kosmetika und Kleidern.

Risiko für Organschäden und Krebserkrankungen

PFAS werden auch Ewigkeits-Chemikalien genannt, weil sie sich nicht selber abbauen. Das kann gefährlich werden. Denn wenn sich zu viele PFAS im menschlichen Körper ansammeln, erhöht dies das Risiko für Organschäden oder eine Krebserkrankung.

Oder wie es das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen beschreibt: «Weltweit breit eingesetzt gelangen sie in die Umwelt und können so in der Nahrungskette sowie im Menschen nachgewiesen werden. Für den Menschen stellen sie ein mögliches gesundheitliches Risiko dar. Zu den PFAS gehören Perfluoroctansäure (PFOA), Perfluoroctansulfonsäure (PFOS), Perfluornonansäure (PFNA), Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) und Tausende weitere Substanzen.»

Die Anlage in Rümlang gleich neben dem Flughafen Zürich wäscht seit 30 Jahren kontaminierte Böden – es ist die schweizweit älteste Bodenwaschanlage. Erst seit zwei Jahren wird hier auch Erde gereinigt, die mit PFAS versetzt ist. Es ist eine von ganz wenigen Waschanlagen in der Schweiz, die PFAS-versetzte Böden behandelt. Wie sie funktioniert, fasst Ivan Züst so zusammen: «Einfach gesagt sind wir eine grosse Waschmaschine für Kiesmaterialen.»

Waschanlage in Rümlang. Sicht auf Düsen.
Legende: In der Bodenwaschanlage im zürcherischen Rümlang werden PFAS aus dem Boden herausgewaschen. SRF/Dominik Steiner

Mit verschiedenen Verfahren werde die Erde dahingehend gereinigt, dass zwei Fraktionen entstehen: eine grosse mit möglichst wenig Schadstoffen und eine mit hoher Schadstoffkonzentration, die jedoch möglichst klein sein soll. Der grosse, gesäuberte Haufen wird wiederverwertet in der Betonproduktion. Und auch der kleinere, mit PFAS kontaminierte Schlammhaufen wird rezykliert – so gut es gehe, erläutert Ivan Züst.

Blick auf den Aussenbereich der Anlage
Legende: Unterschiedliche Verfahren kommen zur Anwendung, um Böden von PFAS zu befreien. SRF/Dominik Steiner

In der Schweiz gibt es allerdings erst ein einziges Zementwerk, das eine Bewilligung hat, solchen PFAS-Schlamm zu verbrennen. Dabei werden die PFAS bei 1200 Grad verbrannt und zerstört, denn solche Temperaturen überleben nicht mal die Ewigkeits-Chemikalien. Nur: In der Schweiz fehlen die Kapazitäten. Es gibt also mehr verschmutztes Material, als dieses eine Zementwerk verbrennen kann. Der Rest wird ins Ausland geliefert, wo der PFAS-Schlamm verbrannt und deponiert wird.

Die Suche nach PFAS

Zurzeit wird überall in der Schweiz gemessen, wie viel PFAS wo drinstecken. In Fleisch, in Fischen und Eiern – oder in Böden. Diese Messungen und Untersuchungen dürften dazu führen, dass mehr Arbeit auf Ivan Züst und seine Bodenwaschanlage zukommt – dass mehr Erde hierhin geliefert wird, um sie von PFAS zu befreien. Es sei zwar schwierig abzuschätzen, wie viel PFAS in die Anlage kommen; weniger aber dürfte es nicht werden.

Zwei Berge von Kies und Erde
Legende: Nach dem «Waschgang» wird die Erde bzw. das kontaminierte Material in zwei Fraktionen aufgeteilt. SRF/Dominik Steiner

Wie gross das Ausmass der PFAS-Kontamination ist, lässt sich aktuell also nicht abschliessend sagen. Die gute Nachricht: Mindestens in Sachen Erde gibt es aber mit Bodenwaschanlagen wie jener in Rümlang Lösungsansätze.

Rendez-vous, 19.9.2024, 12:30 Uhr ; 

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