Wir sind im Kanton Zürich, auf dem Gemeindegebiet von Rümlang: Auf dem Gelände der Firma Eberhard türmen sich zahlreiche Erdhaufen. Es ist Erde, die von überall in der Schweiz hierhin geliefert wird. Das Ziel: Die Erde soll dekontaminiert werden – wieder frei werden von gesundheits- und umweltschädlichen Chemikalien.
Zusammen mit dem Betriebsleiter Ivan Züst stehen wir vor einem der meterhohen Haufen, es ist der PFAS-Haufen. 1000 Tonnen PFAS-haltiges Material. Davon werden gerade mal etwa 10 Gramm PFAS isoliert. Das sei wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Jedoch fügt er hinzu: «Wir schaffen es auch, diese Nadel im Heuhafen aus diesem Boden herauszuwaschen.»
Die Anlage in Rümlang gleich neben dem Flughafen Zürich wäscht seit 30 Jahren kontaminierte Böden – es ist die schweizweit älteste Bodenwaschanlage. Erst seit zwei Jahren wird hier auch Erde gereinigt, die mit PFAS versetzt ist. Es ist eine von ganz wenigen Waschanlagen in der Schweiz, die PFAS-versetzte Böden behandelt. Wie sie funktioniert, fasst Ivan Züst so zusammen: «Einfach gesagt sind wir eine grosse Waschmaschine für Kiesmaterialen.»
Mit verschiedenen Verfahren werde die Erde dahingehend gereinigt, dass zwei Fraktionen entstehen: eine grosse mit möglichst wenig Schadstoffen und eine mit hoher Schadstoffkonzentration, die jedoch möglichst klein sein soll. Der grosse, gesäuberte Haufen wird wiederverwertet in der Betonproduktion. Und auch der kleinere, mit PFAS kontaminierte Schlammhaufen wird rezykliert – so gut es gehe, erläutert Ivan Züst.
In der Schweiz gibt es allerdings erst ein einziges Zementwerk, das eine Bewilligung hat, solchen PFAS-Schlamm zu verbrennen. Dabei werden die PFAS bei 1200 Grad verbrannt und zerstört, denn solche Temperaturen überleben nicht mal die Ewigkeits-Chemikalien. Nur: In der Schweiz fehlen die Kapazitäten. Es gibt also mehr verschmutztes Material, als dieses eine Zementwerk verbrennen kann. Der Rest wird ins Ausland geliefert, wo der PFAS-Schlamm verbrannt und deponiert wird.
Die Suche nach PFAS
Zurzeit wird überall in der Schweiz gemessen, wie viel PFAS wo drinstecken. In Fleisch, in Fischen und Eiern – oder in Böden. Diese Messungen und Untersuchungen dürften dazu führen, dass mehr Arbeit auf Ivan Züst und seine Bodenwaschanlage zukommt – dass mehr Erde hierhin geliefert wird, um sie von PFAS zu befreien. Es sei zwar schwierig abzuschätzen, wie viel PFAS in die Anlage kommen; weniger aber dürfte es nicht werden.
Wie gross das Ausmass der PFAS-Kontamination ist, lässt sich aktuell also nicht abschliessend sagen. Die gute Nachricht: Mindestens in Sachen Erde gibt es aber mit Bodenwaschanlagen wie jener in Rümlang Lösungsansätze.