Die Zutaten eines 007-Klassikers? Eine Handvoll Verfolgungsjagden, reichlich schnelle Autos (allen voran der silbergraue Aston Martin) und eine Prise Prügelei. Weiter mische man einen Martini bei («geschüttelt, nicht gerührt») – und selbstverständlich die eine oder andere Liebelei.
Auch «Goldfinger», der dritte James-Bond-Film, bedient sich dieser Ingredienzen. Plus einer eindrücklichen Kulisse mitten in der Zentralschweiz: 60 Jahre ist es her, seit der britische Geheimagent von Realp über Haarnadelkurven die Furka hochgejagt ist.
Auch weitere Drehorte in Nidwalden und Uri gehen 1964 in die Filmgeschichte ein: Die Pilatus-Flugzeugwerke in Stans verwandeln sich in Goldfingers Hauptquartier. Und sogar einer Tankstelle in Andermatt verhilft der Kassenschlager zu einem Touch Hollywood.
Um die Verfolgungsjagd über die Furka zu drehen, habe sich eine englische Filmequipe eine Woche lang in Andermatt aufgehalten, schrieb die Neue Zürcher Zeitung am 17. Juli 1964. «Da geht es mitunter recht spektakulär zu und her. Und solche Spektakel herzustellen, braucht seine Zeit.»
50 Jahre im Dienste von 007
Einer, der bestens weiss, was es für solche Spektakel braucht, ist Stefan Zürcher. In zehn James-Bond-Filmen hat der Berner Oberländer mitgewirkt, davon dreimal als Stuntman. Die Premiere gab er 1968 – auf Skis, als Verfolger von Bond in «Im Geheimdienst Ihrer Majestät».
Später wirkte er als Produktionsleiter und Location-Manager mit. Zürcher suchte dabei unter anderem mögliche Drehorte für 007-Klassiker und holte die nötigen Bewilligungen ein. Während 50 Jahren arbeitete er bei Bond-Produktionen mit. Davon erzählt der 79-Jährige beim Besuch des Luzerner Open-Air-Kinos, das diesen Sommer «Goldfinger» im Programm hat.
Wie ein Bergler zum Bond-Stuntman wurde
Aufgewachsen in Wengen, war Stefan Zürcher von klein auf viel draussen unterwegs. «Ich habe früh gelernt, die Gesetze der Natur zu respektieren.» Nach der Lehre als Elektromechaniker und dem Militärdienst wanderte er mit 19 als Skilehrer nach Amerika aus.
Im Sommer 1968, wenige Jahre später, rief sein Vater an. «Die suchen verrückte Skifahrer für den Bond-Film am Schilthorn», habe dieser erzählt. Zürcher, damals 23, zögerte nicht. «Ich flog sofort zurück.» Und sprang schon bald über 30 Meter breite Gletscherspalten hinweg.
Nebst seinen Ski-Künsten hätten ihm damals die guten Englisch-Kenntnisse geholfen. Aber auch sein Durchhaltewillen: Teils habe die Crew bis zu 15 Stunden am Tag gearbeitet. «Da fragte nie jemand nach Überstunden», sagt Zürcher. Man sei froh gewesen, dabei sein zu dürfen. «Wenn man als Bergbub in einem Bond-Film mitmachen kann, ist das etwas Unglaubliches.»
Ein Restrisiko bleibt immer.
Stunts sind allerdings keine ungefährliche Sache. Im Bond-Streifen «In tödlicher Mission» kam gar ein Stuntman ums Leben. «Ein Restrisiko bleibt immer», sagt Stefan Zürcher. «Man muss von diesem Job überzeugt sein», sagt er. «Sobald man zu zweifeln beginnt, muss man mit dieser Arbeit aufhören. Dann ist man mental nicht mehr bereit für solche Stunts.»
Zürcher selbst blieb bis zum Ende seiner Stunt-Karriere vor Unfällen gefeit. Den Schlussstrich zog er 1984, nach dem Bond-Film «Im Angesicht des Todes». 007 blieb er aber weiterhin treu – einfach hinter den Kulissen. Wo er fortan unter anderem mit wilden Kamerafahrten für Spektakel auf der Kinoleinwand sorgte.