Alpine Solaranlagen Ja oder Nein? Darüber entscheiden in diesen Wochen viele Gemeinden. Erst am Sonntag hat die Bündner Gemeinde Ilanz/Glion (GR) zwei grosse Solarprojekte des Energiekonzerns Axpo abgelehnt. Vor allem Umweltschutzbedenken dürften den Ausschlag gegeben haben. Der beschlossene Solarausbau des Bundes steht unter Druck. Nur wenn eine Anlage bis Ende 2025 am Netz ist, gibt es Bundesgelder. SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim erläutert die wichtigsten Fragen dazu.
Viele Gemeinden stimmen derzeit über Solarprojekte ab. Welche Unterschiede stellen Sie fest?
Was man sicher sagen kann, ist, dass die Anlagen sehr umstritten sind. Es gibt Gemeinden mit sehr grosser Zustimmung, zum Beispiel Tujetsch (GR), in anderen ist es eine knappe Sache, zum Beispiel in Scuol (GR). Bei genauerem Hinsehen fällt auf: Bei Abstimmungen an einer Gemeindeversammlung gibt es in der Regel deutliche Ja-Resultate, bei Urnen-Abstimmungen sind die Resultate knapper. Eine weitere Beobachtung: Kleinere Gemeinden sagen deutlich Ja, aus finanziellen Gründen. Eine alpine Solaranlage spült Geld in die Gemeindekasse.
Ist der Solar-Express des Bundes auf Kurs?
Er ist sicher unterwegs, aber nicht überall gleich schnell. Es gibt viele Projektideen, einige sind schon ausgearbeitet. Im Kanton Graubünden gibt es fast 20 Projekte, davon sind erste schon als Baugesuch beim Kanton. Die Prüfung der Gesuche dauert ein paar Monate, nachher gibt es grünes Licht, Auflagen oder ein Nein. Die Situation ist in anderen Kantonen ähnlich, zum Beispiel in Bern oder Wallis.
Wo liegen die grössten Herausforderungen?
Die juristische Seite mit den Bewilligungsverfahren ist eine grosse Herausforderung. Eine andere sind die vielen bautechnischen Fragen. Diese Anlagen brauchen sehr viel Material, im Fall von Sedrun rechnet man mit 32'000 Solarpanels. Diese werden dann auf über 5000 Stahlkonstruktionen montiert. Das sind riesige Mengen. Darüber hinaus braucht es Transformatoren, die den Strom ins lokale Netz einspeisen. Die grösste Herausforderung für mich ist momentan der Netzanschluss, also dass man diese Anlagen tatsächlich ans Stromnetz anschliessen kann.
Ist das Stromnetz bereit für die angekündigte Solaroffensive?
Die alpinen Solaranlagen werden sehr viel Strom liefern. Da reichen die bestehenden Netze in der Regel nicht. Das heisst, diese müssen verstärkt werden. Vielleicht müssen neue, dickere Kabel verlegt werden. Das ist natürlich ein sehr aufwändiger Prozess. Und auch da müssen zuerst Bewilligungen eingeholt und die Bauarbeiten dann erledigt werden. Die Verstärkungsarbeiten am Netz profitieren eben nicht vom beschleunigten Bewilligungsverfahren, dem Solar-Express. Diese Vorgänge dauern normalerweise Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte.