Enttäuscht ist er, der Bundesanwalt. Er hatte der Aufsichtsbehörde doch versichert, niemals gelogen zu haben. Natürlich sei es für alle unangenehm, dass er sich nicht an ein drittes Treffen mit Fifa-Boss Infantino erinnern könne – auch wenn seine Agenda den Termin enthält, wie er beim zweiten Durchsuchen feststellte. Aber ein grober Fehler sei das doch nicht. Die Aufsicht hätte ihm doch glauben können, findet Michael Lauber.
Doch das tut sie offenbar nicht bedingungslos – sie hat eine Disziplinaruntersuchung beschlossen. Nun bläst Lauber zum Gegenangriff. Und hält erst recht an seiner Kandidatur für weitere vier Jahre als Bundesanwalt fest.
Laubers Widersacher wittern Morgenluft
Damit stellt er das Parlament, das ihn bald wieder wählen soll, vor ein Dilemma. Denn Bundesanwalt Laubers Widersacher nützen seine Schwierigkeiten bereits freudig aus.
So auch Theo Zwanziger, früherer Präsident des deutschen Fussball-Bundes und früheres Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees. Seit vier Jahren ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen ihn im Zusammenhang mit dubiosen Zahlungen zur Vergabe einer Fussball-WM. Nun hat Zwanziger ein Ausstandsbegehren beantragt – weil Lauber befangen sei wegen seiner unprotokollierten Treffen mit Fifa-Boss Infantino.
Vier weitere Beteiligte haben ein gleiches Ausstandsbegehren eingereicht. Sie alle dürften sich ins Fäustchen lachen, sollte das Parlament Michael Lauber abwählen.
Und wenn Lauber nicht entlastet wird?
Also nochmals vier Jahre für den Bundesanwalt – wegen seiner anerkannten Arbeit in den letzten acht Jahren? Und trotz der grossen Fragezeichen, warum er ein Treffen mit Infantino einfach so vergessen konnte und warum sich keiner der Beteiligten mehr an den Inhalt des Treffens erinnern kann? Trotz der nagenden Frage, ob die Aufsicht vielleicht noch mehr Merkwürdiges entdeckt hat, das sie das einschneidende Instrument der Disziplinaruntersuchung ergreifen liess?
Damit würde das Parlament die eigene Lächerlichkeit riskieren – sollte die Disziplinaruntersuchung Lauber nicht bald vollständig entlasten.
Wiederwahl scheint derzeit unwahrscheinlich
Im Moment erscheint unwahrscheinlich, dass das Parlament dieses Risiko eingehen möchte. Zumal die Disziplinaruntersuchung den Bundesanwalt bis zu einer allfälligen Entlastung zu einer Lame Duck macht. Will Bundesanwalt Michael Lauber sein Amt behalten, muss er nächste Woche vor den verschiedenen Kommissionen einen grandiosen Auftritt hinlegen.