Als im Herbst eine Energiekrise immer drohender erschien, beschloss das Parlament eine Solaroffensive. Damit sollte die Stromversorgung für den Winter gesichert werden. Die Idee: In der Schweiz sollen in den Alpen, wo auch im Winter häufig die Sonne scheint, möglichst rasch grosse Photovoltaikanlagen entstehen. Der Bund übernimmt dabei bis zu 60 Prozent der Investitionskosten.
Nun hat der Bundesrat die Bedingungen präsentiert, unter denen Solarprojekte diese Unterstützung erhalten. Er macht dabei happige Auflagen – vor allem muss es schnell gehen. Klaus Ammann, Energieexperte von SRF, erklärt, was die bundesrätlichen Leitplanken für die Projektanten bedeuten.
SRF News: Wie sehen die Bedingungen des Bundesrats genau aus?
Klaus Ammann: Die Anlagen müssen eine gewisse Grösse haben, bevor sie vom Bund gefördert werden. Sie müssen mindestens zehn Gigawattstunden Strom pro Jahr produzieren. Das bedeutet Strom für 3000 Haushalte. Zudem müssen die Anlagen Ende 2025 am Netz sein und ersten Strom einspeisen. Wichtig auch: Es kommen nur Anlagen bis zu einer Gesamtproduktionsmenge von zwei Terawattstunden zum Zug. Gezählt wird ein Projekt nur, wenn es eine rechtskräftige Baubewilligung hat.
Wenn die Anlagen also bis 2025 teilweise funktionsfähig sein müssen, muss es jetzt offenbar relativ schnell gehen.
Es ist ein sehr ehrgeiziger Zeitplan. Die Projektanten konnten bisher gar nicht wirklich rechnen, weil sie die Bedingungen nicht kannten. Auch jetzt müssen sie noch anderthalb Monate warten, bis das Bundesamt für Energie die Preisszenarien publiziert. Das sind die Grundlagen, mit welchen Strompreisen man in den nächsten Jahren rechnen kann.
Unter den gegebenen Bedingungen ist es möglich, dass der ein oder andere Projektant sich noch einmal überlegt, ob er die Risiken eingehen will.
Dazu müssen die Projektanten Umweltverträglichkeitsprüfungen machen und die Baubewilligungsgesuche eingeben. Erst dann können sie zu bauen beginnen – und auch das geht nicht das ganze Jahr. Schliesslich liegt im Winter Schnee in den Bergen. Wenn noch eine Einsprache dazwischen kommt, wird es wohl aussichtslos für ein Projekt.
Heisst das, dass aus der breiten Solaroffensive jetzt eher ein kleines Reförmchen wird?
Das ist ein bisschen zu befürchten. Öffentlich bekannt sind erst ein Dutzend Projekte. Es gibt viele weitere Projekte, von denen Elektrizitätswerke in letzter Zeit gesprochen haben. Nun wird sich zeigen, was aus diesen Projekten wird. Unter den gegebenen Bedingungen ist es möglich, dass der ein oder andere Projektant es sich noch einmal überlegt, ob er die Risiken eingehen will.
Die Anlagen, die jetzt unterstützt werden, müssen bereits Ende 2025 Strom liefern. Was ist mit Anlagen, die erst später betriebsbereit sind?
Das ist jetzt wieder offen. Diese Woche hat der Nationalrat den sogenannten Mantelerlass behandelt. Der Ständerat hatte darin vorgesehen, dass die alpine Photovoltaik nach 2025 weiter gefördert werden soll. Der Nationalrat hat das nun aus der Vorlage gekippt. Die Stromkonzerne wollen sich dagegen wehren.
In der Einigungskonferenz zwischen National- und Ständerat wird man sehen müssen, was herauskommt. Stand heute würde das den Elan weiter dämpfen: Denn wer nicht ganz sicher ist, dass er in den Solarexpress bis 2025 reinkommt, der beginnt sein Projekt vielleicht gar nicht. Das würde die Zahl der alpinen Photovoltaikanlagen natürlich reduzieren.
Das Gespräch führte Rebecca Villiger.