Beat Jans heisst der frisch gewählte SP-Bundesrat. Im Gespräch verrät der Basler, warum er sich vor den Bauern nicht verkleiden musste, was seine Haltung zu den steigenden Gesundheitskosten ist und welches Instrument er im Bundesrat gern spielen würde.
SRF News: Herr Jans, Sie sind seit wenigen Stunden Bundesrat. Inwiefern haben Sie schon bemerkt, dass sich Ihr Leben stark verändert?
Beat Jans: An den vielen Interviews, die ich führen darf und der unglaublichen Aufmerksamkeit, die ich bekomme. Insbesondere kriege ich eine unglaubliche Unterstützung von der Region, die sich sehr freut, dass wir nach 50 Jahren wieder jemanden aus Basel im Bundesrat haben.
In jungen Jahren haben Sie sich einmal als Manager verkleidet und sich so ins Weltwirtschaftsforum in Davos geschmuggelt. Um in den Bundesrat zu kommen, braucht es im übertragenen Sinn wohl auch etwas Verkleidung? Etwa, wenn man vor den Bauern spricht?
Nein, nicht Verkleidung. Aber man muss aufzeigen können, was die Rolle eines Bundesrats ist. Diese ist ähnlich wie jene eines Regierungsrats, welche ich jetzt drei Jahre lang in Basel-Stadt innehatte: Man ist für alle da, muss vermitteln und Lösungen finden, die kompromissfähig, mehrheitsfähig sind. Ich glaube, gerade bei den Bauern konnte ich herüberbringen, dass ich diese Rolle sehr gern wahrnehme.
Lösungen finden wäre auch wichtig beim EU-Dossier. Trauen Sie sich zu, dass Sie hier die Gewerkschaft ins Boot holen können?
Es ist wichtig, dass sich die Sozialpartner finden, dass wir am Ende eine mehrheitsfähige Vorlage haben. Es ist enorm wichtig für die Schweiz, dass wir ein Teil des Binnenmarkts sind und profitieren können vom Forschungsnetzwerk der EU.
Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir die Gesundheitskosten sozialer finanzieren können.
Von diesen wichtigen Ressourcen konnte die Schweiz dank der bilateralen Verträge über Jahre profitieren. Darum werde ich mich für eine mehrheitsfähige Lösung einsetzen.
Wie könnte es gelingen, die Gewerkschaften ins Boot zu holen?
Das muss der Bundesrat Schritt für Schritt entscheiden. Soweit ich weiss, will er ein Mandat verabschieden für die Verhandlungen mit der EU, noch bevor ich im Amt bin. Ich hoffe, das gelingt und dass bereits mehrheitsfähige Lösungen auf dem Tisch sind.
Falls Sie das Departement von Berset erben, wären Sie auch zuständig für das Sorgenthema Nummer eins der Bevölkerung: die Gesundheitskosten. Wo würden Sie hier zumindest probieren, den Hebel anzusetzen?
Da gibt es viele Pisten. Aber auch das ist etwas, das ich im Bundesrat zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen erarbeiten möchte. Ich glaube, Alain Berset hat hier schon grosse Arbeit gemacht, unglaublich viel probiert. Es kommen auch wichtige Abstimmungen, die wir abwarten und auswerten müssen. Und die Pisten, die wir teils schon eingeschlagen haben, müssen wir konsequent weiterfahren.
Im Vorfeld sprachen Sie von einkommensabhängigen Franchisen. Dass Leute mit mehr Geld mehr zahlen müssen, bevor die Krankenkasse zahlt.
Das ist eine Idee, die man prüfen könnte. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir das sozialer finanzieren können. Die Krankenkasse wird auch für den Mittelstand zur zunehmenden Belastung. Diese Diskussionen muss man im Bundesrat gemeinsam führen.
Sie sind Schlagzeuger, da gibt man im Hintergrund den Takt an. In welcher Rolle sehen Sie sich im Bundesrat, wenn dieser eine Band wäre?
Ich finde die Rolle des Schlagzeugers gar nicht schlecht (lacht). Er ist nicht im Vordergrund, aber es geht nicht ohne. Die Leute tanzen nur bei einem guten Beat. Vielleicht kann ich etwas Musikalisches in den Bundesrat hereinbringen.
Das Gespräch führte Nathalie Christen.