1848, 175 und 122: Mit diesen vier Zahlen liessen sich die heutigen Bundesratswahlen auch umschreiben. 1848 steht für das Geburtsjahr der modernen Schweiz und das Jahr der allerersten Bundesratswahl. 175 Jahre sind seither vergangen – und heute wird das insgesamt 122. Mitglied der Landesregierung gewählt. Einige Wahlen haben Geschichte geschrieben. Eine Auswahl.
2007: Der Coup gelingt – Christoph Blocher wird abgewählt
Am 12. Dezember 2007 steht die Gesamterneuerungswahl des Bundesrats an. Meist ist das Routine. So sieht es auch lange aus an diesem Tag. Moritz Leuenberger (SP), Pascal Couchepin (FDP), Samuel Schmid (SVP), Micheline Calmy-Rey (SP), Hans-Rudolf Merz (FDP) und Doris Leuthard (CVP) werden im Amt bestätigt.
Als Letztes folgt die Wahl von Christoph Blocher (SVP). Und dort kommt es zur Überraschung: Gewählt wird nicht Blocher, sondern die von einer Allianz der Mitte-links-Parteien unterstützte damalige Bündner SVP-Regierungsrätin Eveline Widmer-Schlumpf. Ihre Annahme der Wahl führt am Ende zur Spaltung der SVP und zur Gründung der BDP.
2003: Die insgesamt erst dritte Abwahl trifft Ruth Metzler
Dass Mitglieder der Landesregierung abgewählt werden, ist selten. Vor der Abwahl Christoph Blochers kam dies genau dreimal vor: in den Jahren 1854, 1872 und eben 2003. Christoph Blocher, der – Ironie der Geschichte – vier Jahre später das gleiche Schicksal erfahren würde, holt den Sitz von CVP-Bundesrätin Ruth Metzler.
Die SVP hat damit erstmals zwei Sitze in der Landesregierung inne, die seit 1959 bestehende «Zauberformel» – je 2 Sitze für SP, CVP, FDP sowie 1 Sitz für die SVP – zerbricht.
1993: die Wut der Frauen und ein Mann, der verzichtet
Am 3. März 1993 tritt die SP mit Nationalrätin Christiane Brunner um den Sitz ihres zurückgetretenen Bundesrats René Felber an. Gewählt wird von der Vereinigten Bundesversammlung allerdings nicht Brunner, sondern Nationalrat Francis Matthey, den die SP-Fraktion gar nicht zur Wahl vorgeschlagen hatte. Matthey erbittet Bedenkzeit; die Wut, insbesondere der Frauen, äussert sich in zahlreichen Demonstrationen.
Matthey verzichtet schliesslich auf die Annahme der Wahl. Die SP schlägt der Vereinigten Bundesversammlung ein Zweierticket mit Christiane Brunner und Ruth Dreifuss, damals Zentralsekretärin des Gewerkschaftsbunds, vor. Am 10. März wird Ruth Dreifuss in den Bundesrat gewählt.
1984: Elisabeth Kopp, die erste Frau im Bundesrat
Der Bundesrat liesse sich treffend als «Männerklub» umschreiben – zumindest bis 1984. Am 2. Oktober schafft mit der Zürcher FDP-Nationalrätin Elisabeth Kopp erstmals eine Frau die Wahl in die Landesregierung.
Noch mehr Aufsehen erregt allerdings ihr Abgang Anfang 1989. Zum Verhängnis wird Kopp ein Anruf an ihren Mann Hans W. Kopp im Zusammenhang mit Geldwäschereivorwürfen gegen eine Firma, in der dieser im Verwaltungsrat sass. Dass das Bundesgericht Elisabeth Kopp später vom Vorwurf der Amtsgeheimnisverletzung entlastet, nützt ihr nichts. Kopp wird quasi über Nacht zur Persona non grata.
1983: Der Bundesrat bleibt, was er ist – männlich
1971 führt die Schweiz das Frauenstimmrecht ein. Zwölf Jahre später schlägt erstmals überhaupt eine Bundesratspartei eine Frau zur Wahl in die Landesregierung vor: Die SP tritt mit Nationalrätin Lilian Uchtenhagen an – und scheitert. Die Vereinigte Bundesversammlung wählt im ersten Wahlgang SP-Nationalrat Otto Stich.