Viktor Rossi: Der 55-jährige Berner ist Sohn einer Einwandererfamilie. Seine Eltern wanderten in den 1950er-Jahren aus Italien in die Schweiz ein, weshalb er auch beide Pässe besitzt und sowohl Deutsch als auch Italienisch als Muttersprachen hat. Rossi spricht zudem Französisch und Englisch, ist verheiratet, Vater zweier erwachsener Töchter und Mitglied der Grünliberalen Partei. Er stehe nach eigenen Angaben für Kontinuität an der Spitze der Bundeskanzlei und wolle die Digitalisierung der Verwaltung konsequent vorantreiben.
Rossis beruflicher Werdegang: Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte Rossi eine Kochlehre, bevor er die Eidgenössische Matura abschloss. Im Anschluss studierte er an der Universität Bern Wirtschaft und Recht und unterrichtete danach als Handelslehrer, bevor er ab 1999 als Direktor die Berufsfachschule Biel leitete. 2009 übernahm er das Präsidium der Kaufmännischen Rektorenkonferenz des Kantons Bern und wechselte im Oktober 2010 in die Bundeskanzlei, seit 2019 ist Viktor Rossi Vizekanzler. Anlässlich der Gesamterneuerungswahlen des Bundesrats am 13. Dezember 2023 wählte ihn die vereinigte Bundesversammlung mit 135 Stimmen zum 15. Bundeskanzler der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Er tritt das Amt per 2024 an.
Rossis Antrittsrede: In seiner Antrittsrede sagte Rossi, er werde alles in seiner Macht und Kraft Stehende tun, dieser grossen Aufgabe gerecht zu werden. Als Priorität nannte er in seiner viersprachigen Ansprache die Digitalisierung der Behördenleistungen. Die Bundeskanzlei solle ein guter Partner der Bundesversammlung sein, so Rossi. Er wolle die Stärkung der Krisenfestigkeit der Schweiz entschieden vorantreiben. Rossi verwies in seiner Rede vor den Mitgliedern von National- und Ständerat auf seinen Migrationshintergrund. Seine Eltern seien in der Hoffnung auf ein besseres Leben aus Süditalien und Südkärnten in die Schweiz gekommen. «Dieses für sie damals fremde Land wurde rasch zu unserem Land, zu unserer Schweiz. Ich kann fast nicht in Worte fassen, was es für mich bedeutet, jetzt hier stehen zu dürfen.»
Rossis Aufgaben als Bundeskanzler: Der Bundeskanzler ist der Stabschef des Bundesrates und leitet die Bundeskanzlei. Zudem unterstützt er die Bundespräsidentin oder den Bundespräsidenten und plant mit ihm oder ihr die Bundesratssitzungen. Gleichzeitig unterstützt er aber auch den gesamten Bundesrat bei seinen Regierungstätigkeiten. Dies beispielsweise, indem er vermittelt, koordiniert, Anträge stellt, Mitberichtsverfahren auswertet oder Berichte mitverfasst. An den wöchentlichen Sitzungen des Bundesrates nimmt der Bundeskanzler ebenfalls teil. Bei diesen hat er eine beratende Stimme, kann aber nicht abstimmen.
Rossis Macht als Bundeskanzler: Die Bundeskanzlerin oder der Bundeskanzler wird oft auch als achter Bundesrat bezeichnet. Doch ist er oder sie wirklich auch so mächtig? Für den Politikprofessor an der Uni Bern, Adrian Vatter, ist klar: Der Bundeskanzler habe mit seinen verschiedenen Instrumenten eine beträchtliche Gestaltungsmacht, deshalb dürfe der Einfluss des Amts nicht unterschätzt werden. Speziell auf die Planung der Bundesratssitzungen – und somit auf die Bundesratsagenda – könne der Bundeskanzler viel Einfluss nehmen, wenn er gut mit der Bundespräsidentin oder dem Bundespräsidenten zusammenarbeite. Es ist bekannt, dass sich der abtretende Bundeskanzler Walter Thurnherr stark in den Bundesrat eingebracht hat und viel Einfluss nahm.