Diskretion ist alles im Politgeschäft. «Als Kandidat sollte man keine Details seiner Strategie öffentlich verbreiten», sagt Jon Pult auf die Frage, wer ihm im Bundesratsrennen hilft.
Immerhin nennt er seine Chef-Helferin: Sandra Locher Benguerel. Sie war bis vor Kurzem Bündner SP-Nationalrätin und politische Weggefährtin Pults. Jetzt zieht sie für ihn ehrenamtlich die Fäden im Bundeshaus.
Hilfe von Freundinnen und Fachleuten
«Es geht darum, die Leute im Bundeshaus zu überzeugen, dass die Schweiz einen Bundesrat Jon Pult braucht – um das Land mit einer Perspektive der Hoffnung in die Zukunft zu führen», sagt sie. Im Hintergrund helfen Pult auch befreundete Politik- und PR-Fachleute. Zum Beispiel hat ihn ein Agrarfachmann auf das Hearing bei den Bauernvertretern vorbereitet.
Auf professionelle und bezahlte Hilfe setzt Beat Jans. So koordiniert Stefan Batzli seine Bundesratskampagne und entwickelt zusammen mit ihm die Kernbotschaften. Batzli ist Partner bei der Kommunikationsagentur CRK und kennt Jans seit Jahren.
Gegenüber der NZZ zum Beispiel betonte Jans letzte Woche, dass er nie bei den Jungsozialisten gewesen sei und seine Überzeugungen aus seinem Erlebten beziehe – und nicht aus der Juso. Das sei eine wichtige Kernbotschaft, betont Batzli: «Es ist eine Abgrenzung zu Jon Pult – das hat das Profil von Beat Jans geschärft.»
Pult seinerseits reagierte wenig amüsiert auf das NZZ-Interview von Jans. Doch es habe eine Aussprache gegeben, in der das Thema geklärt worden sei, sagt Pults Helferin Locher Benguerel.
Angriffe auf den Gegner sind tabu
Zwischen Pult und Jans gilt eigentlich eine Art Gentlemen's Agreement: Die Kampagnen-Leute beider Seiten hätten vereinbart, jeweils eine Kampagne für den Kandidaten zu machen, nicht eine gegen den Gegenkandidaten, sagt Jans-Berater Batzli.
Die Angriffe auf die beiden offiziellen SP-Kandidaten kommen aus anderen Kreisen: Am letzten Wochenende berichtete die «NZZ am Sonntag», dass Pult als Berater bei der PR-Agentur «Feinheit» die angriffige und deshalb umstrittene Abstimmungskampagne für die beiden Pestizidverbotsinitiativen mit entworfen habe.
Pult reagierte mit der Beteuerung, er sei an Ausarbeitung und Ausführung der Kampagne nicht beteiligt gewesen. Die Berichterstattung dürfte Pult geschadet haben. «Da gilt es, eine ehrliche Antwort zu geben und den Blick nach vorne zu halten», betont seine Chef-Helferin Locher Benguerel.
Das Rennen bleibt offen
Im Bundeshaus stehen jetzt die entscheidenden Tage bevor. Noch hat sich keine Fraktion auf einen der Kandidaten festgelegt. Umso wichtiger sind nun die Unterstützerinnen und Unterstützer in den anderen Parteien. In der Mitte-Partei etwa engagiert sich Nationalrat Stefan Müller-Altermatt für Beat Jans.
Müller-Altermatts Gegenpart in der Mitte-Fraktion ist Stefan Engler. Der Bündner Ständerat weibelt für Jon Pult.
Müller-Altermatt gewährt einen kleinen Einblick in die Politmechanik: Unterstützerinnen und Unterstützer der beiden Kandidaten würden auch in den Hearings aktiv, sagt er. So würden manche Fragen mit «ihrem» Kandidaten vorher abgesprochen. «Schliesslich will man im Hearing Punkte sammeln.»
Ob auch er Steilpässe spielen wird beim Hearing der Mitte-Partei nächsten Dienstag, lässt Müller-Altermatt offen. Diskretion ist alles.