Die letzten Anhörungen vor den Bundesratswahlen haben zumindest offiziell keine Vorentscheidungen gebracht. Dennoch wagen wir eine Prognose.
Eva Herzog im Vorteil gegenüber Elisabeth Baume-Schneider
Überraschungskandidatin Elisabeth Baume-Schneider bleibt der Favoritin Eva Herzog gefährlich. Mehrere Wahlgänge zeichnen sich ab. Die Waagschale neigt sich Richtung Herzog: Die Grünliberalen bevorzugen sie. Und inoffiziell liegt die baselstädtische Ständerätin auch bei der SVP vorne.
Wo punktet Eva Herzog?
- Bei den Urbanen: Ein Bundesrat mit Albert Rösti, Elisabeth Baume-Schneider und den fünf Bisherigen wäre sehr ländlich geprägt. Städtische Parlaments-Mitglieder tendieren daher zur Baslerin Herzog.
- Bei den Vorsichtigen: Eva Herzog war schon vor ihrer Ständeratszeit eine national bekannte Politikerin. Wer Verlässlichkeit hoch gewichtet, tendiert zu ihr. Gleich dürfte entscheiden, wer die Deutschschweizer Mehrheit im Bundesrat sichern will.
- Bei bürgerlichen Politikern (ohne strategische Hintergedanken): Herzog ist eine waschechte Linke. Trotzdem steht sie manchen bürgerlichen Politikerinnen näher. Weil sie zum Reformflügel der SP gehört. Und weil sie in Steuerfragen Standortinteressen auch einmal höher gewichtet als die Parteimeinung.
Wo punktet Elisabeth Baume-Schneider?
- Bei den Landwirten: Baume-Schneider sieht sich als «Kandidatin der Randregionen» und punktet bei der Bauernlobby mit Aussagen zur Massentierhaltungsinitiative oder zu höheren Benzinabgaben.
- Bei den «Strategen»: Manche SP-Gegner schätzen die Jurassierin als die «schwächere» Kandidatin ein und könnten sie deshalb wählen. Überdies stünde SP-Bundesrat Alain Berset mit ihr als Bundesrats-Kollegin unter Dauerdruck, die «Übervertretung» der Westschweiz mit seinem Rücktritt zu beenden.
- Mit den «Soft-Skills»: Baume-Schneider punktet mit Charme und Zugänglichkeit. Damit hebt sie sich ab von Konkurrentin Herzog.
Die Prognose im SP-Duell: 60 zu 40 für Herzog
Albert Rösti deutlich vor Hans-Ueli Vogt
Das SVP-Bundesratsrennen verspricht weniger Spannung. Eine Wahl von Hans-Ueli Vogt käme einer Sensation gleich. Möglich wäre das nur, wenn sich Parteien von links bis weit über die Mitte hinaus heimlich gegen Favorit Rösti abgesprochen hätten. Konkrete Hinweise darauf gibt es nicht.
Wo punktet Albert Rösti?
- Bei den Vorsichtigen: Wer auf Bewährtes setzt, setzt auf Rösti. Der Berner ist ein Bundeshaus-Insider, vernetzt mit allen politischen Lagern. Seine viel bescholtenen Mandate erweisen sich dabei auch als Vorteil – im Bereich Wasserkraft etwa verbindet ihn viel mit linken Pragmatikern.
- Bei den Ländlichen: Mit einem Bundesrat Rösti sichern sich die Gebirgskantone und die Bauernlobby grossen Einfluss.
Wo punktet Hans-Ueli Vogt?
- Bei den Progressiven: Vogt positioniert sich in gesellschaftlichen Fragen liberaler als Rösti.
- Bei linken «Strategen»: Einzelne linke Stimmen fürchten sich vor der Popularität eines SVP-Bundesrats Rösti und tendieren deshalb zu Vogt.
Die Prognose für das SVP-Duell: 80 zu 20 für Rösti