Heute hat der Bundesrat bekannt gegeben, unter welchen Bedingungen Grossveranstaltungen wie Fussballspiele mit Publikum wieder stattfinden können. Das setzt die Kantone, die für Bewilligungen zuständig sind, unter Druck, sagt Lukas Engelberger.
SRF News: Die Kantone waren ursprünglich mehrheitlich gegen die Wiederzulassung von Grossveranstaltungen. Genügen die bundesrätlichen Einschränkungen und Vorgaben aus Sicht der Kantone?
Lukas Engelberger: Wir begrüssen, dass es jetzt einen nationalen Rechtsrahmen für Grossveranstaltungen gibt. Im Einzelnen hätten wir uns zwar noch etwas strengere Kriterien gewünscht, aber wir werden so arbeiten können.
Nun müssen die Kantone Veranstaltungen einzeln bewilligen, je nach epidemiologischer Lage. Welches sind da die Kriterien und werden diese national einheitlich sein? Es gibt ja vom Bund aus keinen Schwellenwert als Vorgabe.
Ich halte es für richtig, sich nicht zahlenmässig im Voraus festzulegen. Denn die Entwicklungen sind ja nicht klar, wir müssen das laufend beobachten.
Die Kantone entscheiden über die Durchführung von Grossveranstaltungen. Damit ist jeder Kanton unter massivem Druck seitens der Veranstalter.
Ja, der Druck ist da, das ist klar. Es gibt Erwartungen, und die sind ja auch legitim nach dem bundesrätlichen Entscheid, Grossveranstaltungen wieder zu ermöglichen. Die Rolle der Kantone ist nicht, das jetzt zu verhindern, sondern sinnvoll umzusetzen.
Also hat man Ihnen nicht die heisse Kartoffel zugeschoben?
Wir sind zuständig für die Bewilligung von lokalen Veranstaltungen. Das ist nichts Aussergewöhnliches. Die nationale 1000er-Grenze war die Ausnahmesituation.
In Basel spielt der FCB – das wird für die Regierung doch schwierig, das Stadion je nach epidemiologischer Situation schliessen zu lassen.
Aktuell ist die Lage in unserer Region im Griff, die Fallzahlen entwickeln sich regelmässig und in den Spitälern sind wenige Covid19-Patienten und Patientinnen. Aber wir haben Respekt vor der Zukunft und davor, mit den Veranstaltungsgesuchen umzugehen.
Der Alkoholkonsum wird zwar nicht verboten sein, aber er soll «eingeschränkt» werden. Wie soll das gehen?
Das müssen wir noch schauen. Insgesamt sind wir auf die Vernunft und die Mitarbeit des Publikums angewiesen. Das sind Themen, die man nicht nur behördlich lösen kann – da braucht es die Mitwirkung aller, die Veranstaltungen organisieren oder besuchen. Wir müssen dem eine Chance geben.
Die Kantone prüfen jede einzelne Veranstaltung, inklusive Risikoanalysen und Schutzkonzepte. Ist das machbar?
Da kommt Arbeit auf uns zu, ja. Die professionellen Veranstalter, zum Beispiel die Sportligen, haben auch schon Vorarbeit geleistet. Die Hauptaufgabe liegt ja auch bei den Veranstaltern: Sie müssen die Schutzkonzepte erarbeiten, vorlegen und durchsetzen. Und es sollen auch Paketbewilligungen für eine Serie gleicher Veranstaltungen möglich sein.
Das Contact Tracing bleibt zentral. Weshalb gibt es noch keine nationale Lösung, zum Beispiel via Handys, die überall, für alle Veranstaltungen, dieselbe ist?
Das Contact Tracing ist Aufgabe jedes einzelnen Kantons. Wir wollen die Daten aber noch besser erfassen, damit wir bessere Aussagen zum Beispiel zu Ansteckungsorten machen können. Aber meines Wissens ist eine zentrale Contact-Tracing-Plattform zurzeit kein Thema. Ich schliesse nicht aus, dass das aber noch zum Thema wird.
Das Gespräch führten Philippe Chappuis und Michael Perricone.