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Corona-Chaos an Schulen EDK-Präsidentin: «Ziel ist, dass die Schulen offen bleiben»

Das Coronavirus verbreitet sich aktuell unter den Jüngeren zügig – in zahlreichen Kantonen befinden sich ganze Klassen in Quarantäne. Auch im Kanton Zürich. Einheitliche Massnahmen fehlen.

Kritiker sagen, der Kanton solle den Umgang mit der Situation an den Schulen endlich klar und einheitlich regeln. Die Zürcher Bildungsdirektorin und Präsidentin der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK), Silvia Steiner, nimmt Stellung.

Silvia Steiner

Zürcher Regierungsrätin

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Die Juristin ist seit 2015 als Bildungsdirektorin in der Zürcher Regierung. Seit 2017 präsidiert Steiner zudem die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK. Steiner amtete zudem von Anfang Mai 2020 bis Ende April 2021 als Zürcher Regierungspräsidentin. Dieses Jahr stand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie.

SRF News: Die Forderung wird lauter, dass der Kanton Einfluss nehmen soll und den Tarif durchgeben muss: Warum wollen Sie hier keine Führung übernehmen?

Wir haben sehr wohl Führung übernommen. Die Schulen werden von den Kantonen sehr gut unterstützt. Sie haben klare Anweisungen in Bezug auf das Schutzkonzept erhalten und das repetitive Testen wurde dringend empfohlen. Aber das Ganze kann nicht von heute auf Morgen hochgefahren werden, das ist ein grosser Aufwand.

Wenn ich das allen befehle, ob nötig oder nicht, belastet das die Schulen enorm.
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Sie können doch nicht damit zufrieden sein, dass das repetitive Testen im Moment nur in sechs von zehn Schulen gemacht wird. Sie hätten die Möglichkeit zu sagen: Das müssen alle Schulen machen.

Wenn ich das Testen nun allen befehle, ob nötig oder nicht, ob es Fälle gibt oder nicht, belastet das die Schulen enorm. Was wir auch unbedingt wollen ist, dass das repetitive Testen auch Vorteile in Bezug auf die Quarantänemassnahmen bringt. Es muss Quarantäne-Erleichterungen geben, wenn man repetitiv testet.

Manche Schulleitungen sagen, dass ihnen eine Vorgabe des Kantons auch als Legitimationsgrundlage gegenüber den Eltern dienen würde.

Unsere Empfehlung ist klar: Wir können den Schulen nur befehlen, dass sie derartige Tests anordnen können. Teilnehmen muss jedoch niemand. Dafür gibt es keine Rechtsgrundlage. Wenn also die Eltern sagen, «mein Kind nimmt nicht teil», dann nimmt das Kind nicht teil. Daher ist es viel wichtiger, dass die Lehrpersonen und die Schulleitungen von den Massnahmen überzeugt sind und diese Überzeugung an die Eltern weitergeben können.

Kantonal, aber auch schweizweit gibt es einen Flickenteppich, jeder Kanton macht es anders. Sie sind Präsidentin der Erziehungsdirektorenkonferenz. Warum einigt man sich nicht auch national auf eine einheitliche Strategie?

Wir haben sehr wohl eine einheitliche Strategie: Unser erklärtes Ziel ist es, dass die Schulen offenbleiben. Wobei nicht alle Lösungsansätze an allen Orten gleich wirken.

Es gibt Kleinkantone, die man nicht mit einem städtischen Kanton vergleichen kann. Wenn dort die Behörden gute, lokal angepasste Massnahmen treffen, die wirken, dann ist dies viel sinnvoller, als wenn man flächendeckend alles über eine Leiste schlägt. Falls nötig, müssen wir jedoch bereit sein, flächendeckende Massnahmen anzuordnen. Und das werden wir auch machen.

Man muss auch sehen, dass wir die Kinder nicht einsperren können
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Und nun ist noch nicht der Moment, mit den steigenden Zahlen in den Schulen?

Nein, ich glaube, dass das wirklich noch nicht der Moment ist. Es war ein bisschen zu erwarten, dass die Kinder sich nach den Ferien anstecken würden. Man muss auch sehen, dass wir die Kinder nicht einsperren können. Diese gehen auch in Fussballclubs oder an Geburtstagsfeste, und stecken sich nicht nur in der Schule an.

Darum ist es mir so wichtig, dass wir versuchen, für die Kinder ein Stück Normalität zu ermöglichen. Wir wissen aber auch, dass sie wahrscheinlich auch früher oder später mit dem Virus in Kontakt kommen.

Das Gespräch führte Simon Hutmacher.

Schweiz aktuell, 09.09.2021, 19.00 Uhr ; 

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