Kürzlich zwang das Coronavirus im aargauischen Lenzburg gleich 600 Schülerinnen und Schüler in die Quarantäne. Das hat auch damit zu tun, dass gewisse Kantone an Schulen weniger häufig testen. Vorbildlich regelmässig testet der Kanton Basel-Stadt. Dort sind aktuell etwas über zwei Prozent der Kinder aus Primarschulen und Kindergärten vom Unterricht suspendiert. In den Sekundar- und Mittelschulen sind es zwischen 0.5 und 1.3 Prozent. Kantonsarzt Thomas Steffen erklärt die Lage.
SRF News: Wie sieht die Basler Strategie aus?
Thomas Steffen: In Basel-Stadt machen Kinder und Jugendliche aller Altersstufen regelmässig einmal pro Woche einen Spucktest. Das ergibt ein Bild über die Situation in den Klassen. Ein Netz von Schulärzten können dann direkt intervenieren und Schülern wie auch Eltern die nötigen Informationen liefern.
Konnten Sie damit grössere Ausbrüche verhindern?
Ob man immer einen Ausbruch verhindern kann, ist sicher fraglich. Studien, auch aus Graubünden, zeigen aber: Wenn man immer dranbleibt, gehen Ausbruchswahrscheinlichkeit und kleinere Ausbrüche zurück.
Schulen sind aktuell die Corona-Hotspots. So gewollt vom Bundesrat, sagen gewisse Leute. Fühlt man sich da als Kanton ausgeliefert?
Es ist fachlich klar, dass in der aktuellen Lage mit noch nicht genügend Geimpften auch Kinder und Jugendliche in Kontakt mit der stark ansteckenden Delta-Virenvariante kommen. Es geht also darum, dass sich das Virus nicht zu schnell in der Bevölkerung ausbreitet und Probleme in der Gesundheitsversorgung verursacht.
Der Lehrerinnen- und Lehrerverband fordert Luftmessgeräte. Würde das etwas bringen?
Das ist eine spannende Frage: Basel-Stadt macht CO₂-Luftmessungen seit fast 100 Jahren. Denn man weiss, dass CO₂ die Kinder müde macht. Es gibt seit mehreren Jahren Messgeräte für Schulen und sie sind vor allem zur Sensibilisierung sehr nützlich, damit die Schulzimmer regelmässig gelüftet werden. Langfristig braucht es aber nicht unbedingt in jedem Klassenzimmer ein solches Gerät.
Wie lässt sich erklären, dass in den Basler Primarschulen die Ansteckungen leicht höher sind als in der Mittelstufe?
Es ist vermutlich das gleiche Phänomen wie bei anderen Ausbreitungen, etwa bei den vergleichsweise harmlosen Kopfläusen: Je näher sich die Kinder in Kindergarten und Primarschule kommen, desto wahrscheinlicher sind Übertragungen. Nach der Pubertät gehen Jugendliche vermehrt ihren eigenen Weg und haben selektive Freundesgruppen. Das bremst die Übertragungen eher.
Basel testet einmal pro Woche. Wie kommt das bei Schülerinnen und Schülern an?
Verständlicherweise gibt es bei solchen Aktionen immer auch Eltern, die Bedenken haben und mit denen man reden muss. Insgesamt ist die Bereitschaft aber hoch. Wir staunten, wie schnell es selbst in den Kindergärten klappte - mit einfachen Bildern. Als man den Kindern etwa sagte, es schmecke fast wie Spaghetti-Wasser, war sofort eine hohe Motivation vorhanden. Es ist aber gerade bei den Kleinen auch pädagogisch eine Herausforderung, aber es geht sehr gut.
Wie geht es jetzt weiter an den Basler Schulen?
Bei der Testung planen wir nachhaltig. Die Finanzierung der Tests bis Ende Jahr für die gesamte Schülerschaft hat die Regierung zugesagt. Aus präventiven Gründen geht die Planung schon bis nächsten Sommer. Die Testung ist ein wesentlicher Bestandteil der ganzen Strategie. Man wird sehen, ob es ausreicht. Auch andere Aspekte wie Maskenpflicht oder Filteranlagen sind nicht vom Tisch.
Das Gespräch führte Rino Curti.