Marco Fischer, Direktor der Kinder-Uniklinik in Basel und Dominik Straumann, Präsident der SVP Baselland und Betreiber des Baselbieter Corona-Impfzentrums, haben eines gemeinsam: Beide sind bereits gegen Corona geimpft, obwohl sie weder zur Risikogruppe gehören noch 75-jährig oder älter sind.
Als bekannt wurde, dass die beiden geimpft wurden, gingen die Wogen in der Öffentlichkeit hoch. Im Fall von Marco Fischer war die Kritik derart laut, dass er sich sogar öffentlich entschuldigte.
Gerechtfertigte Kritik?
Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Kritik gerechtfertigt ist. Denn beide geben an, dass sie die Impfung nicht erschlichen hätten. Vielmehr sei es so gewesen, dass es am Ende eines Impftages geheissen habe, es sei noch etwas Impfstoff übrig. Da dieser – einmal angebrochen – nicht mehr transportiert werden kann und schnell verabreicht werden muss, hätten sie sich zur Impfung entschlossen, obwohl sie keine Risikopatienten seien.
Ich bin kein Impfdrängler.
Zuvor habe man das anwesende Spital- respektive Impfpersonal gefragt, ob sich jemand impfen lassen wolle. Dies sei aber nicht der Fall gewesen. Dominik Straumann sagt über sich: «Ich bin kein Impfdrängler.»
Unterschiedliches Vorgehen
In den beiden Basel betonen die Verantwortlichen, dass man mittlerweile genauer wisse, wie man mit den übriggebliebenen Impfdosen umgehen soll. Roman Häring, Sprecher des Kantonalen Krisenstabes: «Im Baselbieter Impfzentrum werden die übriggebliebenen Dosen dem Impfpersonal angeboten.»
In den Alters- und Pflegeheimen werden die übrigen Impfdosen zuerst den Bewohnerinnen und Bewohnern, die sich noch nicht angemeldet haben, angeboten. In zweiter Line käme das Pflegepersonal an die Reihe und erst am Schluss die Impfequipen, die quer durch den Kanton reisen, um die Impfungen in den Alters- und Pflegeheimen durchzuführen, so Häring.
Strengerer Kanton Basel-Stadt
In Basel-Stadt sind die Vorgaben etwas strenger. Im Basler Impfzentrum gebe es eine Liste mit Personen, die zu einer Risikogruppe gehören und die man kurzfristig aufbieten könne, sagt Esther Ammann, Leiterin des Basler Impfzentrums. «Da sind beispielsweise Leute aufgeführt, die vor einer Therapie mit einem Immunsuppressiva stehen und unbedingt vorher geimpft werden sollten.» Diese werden dann sehr kurzfristig abgeholt und ins Impfzentrum gebracht.
Die Regelung in den Alters- und Pflegeheimen ist ähnlich wie in Baselland. Auch in der Stadt soll nur jenes Personal eine übriggebliebene Impfdosis bekommen, das engen Kontakt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern hat.
Immer etwas zu viel Impfstoff
Dass es sowohl in den Impfzentren als auch in den Alters- und Pflegeheimen immer etwas zu viel Impfstoff hat, habe einen Grund, sagt der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen: «Impfstoff kann verschüttet werden. In diesem Fall müssten wir angemeldete Personen wieder abweisen. Das wollen wir verhindern, deshalb hat es immer ein bisschen mehr Impfstoff.»
Die Idee sei aber nicht, dass damit Kadermitarbeitende geimpft werden, sagt Steffen: «Darauf achten wir sehr, weil wir bemerkt haben, dass das die Öffentlichkeit als sehr ungerecht erleben kann.»