Der Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), Lukas Engelberger, bezeichnet die aktuelle Corona-Lage in der Schweiz als instabil und kritisch.
Das betreffe aber nicht die Situation in den Spitälern. Dort sei die Situation entspannt: «Es gibt nur wenige Patientinnen und Patienten mit schweren Erkrankungen, es gibt auch verhältnismässig wenige neue Todesfälle.» Das zeige, dass man mit der Corona-Pandemie umgehen könne.
Spitäler tauschen sich laufend aus
Das bestätigt man auch im Kanton Waadt – einer der derzeit am stärksten vom Coronavirus betroffenen Kantone. Man sei gut vorbereitet, sagt Philipp Eckert, Generaldirektor des Lausanner Universitätsspitals, gegenüber RTS.
Sollten die Zahlen massiv steigen, könnten ganze Räume mit Betten wieder geöffnet werden. Es sei alles organisiert und bereit: Material und Betten stünden parat.
Gut gerüstet ist man auch beim Schweizer Spitalverband. So sagt Direktorin Anne-Geneviève Bütikofer, man habe aus der Situation im Frühling gelernt. Heute etwa würden sich die Spitäler über die Belegung ihrer Betten laufend austauschen.
«Das Informations- und Einsatzsystem ist verbessert worden.» So sei es jetzt möglich, Patientinnen und Patienten in ein anderes Spital zu verschieben. «Ganz nach Bedarf.»
Nur wenige ältere Patienten in den Spitälern
Grund für die schweizweit entspannte Situation auf den Intensivstationen ist unter anderem, dass bisher kaum ältere Personen eingeliefert werden. «Das ist mehr oder weniger ein Rätsel», sagt Antje Heise, Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin.
Es könne sein, dass sich die älteren Menschen besser schützten. Denn derzeit würden eher jüngere Patientinnen und Patienten in den Spitälern behandelt.
Heise ist überzeugt, dass auch bei einem allfälligen Anstieg der Patientenanzahl auf den Intensivstationen nicht mehr so schnell andere Operationen zurückgestellt werden.
«Doch das Ganze ist eine Frage der Ressourcen – von Infrastruktur und Personal.» Deshalb könne sie nicht ausschliessen, dass «punktuell» nicht-dringliche Operationen zurückgefahren werden müssen.
Auch ohne Corona fehlen Pflegekräfte
Angesichts des Personalmangels sorgt sich auch der Schweizer Berufsverband für Pflegepersonal. Bei den materiellen Ressourcen habe man zwar aufgestockt, sagt Pierre-André Wagner.
So könne man hoffen, dass sich beim Schutzmaterial «das Desaster der ersten Welle» nicht wiederholen werde. Doch: «Punkto Arbeitssituation hat sich gegenüber der ersten Corona-Welle überhaupt nichts verändert.» Noch immer fehle vielerorts Pflegepersonal.
Das aber sei ein strukturelles Problem, das man nicht so schnell lösen könne, sagt GDK-Präsident Engelberger. Das habe nichts direkt mit der Coronakrise zu tun.