- Der Ringier-CEO Marc Walder soll offenbar entmachtet worden sein. Das berichtet die «Schweiz am Wochenende».
- Demnach sei der Blick-Chefredaktor neu nicht mehr Walder unterstellt, sondern publizistisch direkt dem Verleger Michael Ringier.
- Der Ringier-Verwaltungsrat teilt in einem Statement mit, dass eine Arbeitsgruppe ein publizistisches Leitbild für die Ringier-Gruppe erarbeiten wird. Gleichzeitig stelle sich Ringier «uneingeschränkt hinter den CEO und Miteigentümer Marc Walder».
In dem Leitbild sollen «die publizistischen Führungsprinzipien» innerhalb der Gruppe «noch expliziter» verankert werden, teilte Ringier am Samstag mit.
Die Arbeitsgruppe werde von der Chefin der «Blick»-Gruppe, Ladina Heimgartner, geleitet. Sie soll dem Verwaltungsrat bis Ende Februar einen Vorschlag unterbreiten. Dieser werde das Leitbild dann im März besprechen und verabschieden. Dem Leitbild seien die Chefredaktorinnen und -redaktoren verpflichtet. Die publizistische Oberleitung liege bei Verleger Michael Ringier.
Die «Schweiz am Wochenende» hatte zuvor über interne Konsequenzen für Walder berichtet. CEO Marc Walder habe bei der Blick-Gruppe nichts mehr zu sagen, schrieb die «Schweiz am Wochenende». Die Zeitung bezog sich auf «verlässliche Quellen». Der Blick-Chefredaktor sei demnach nicht mehr Walder unterstellt, sondern publizistisch dem Verleger Michael Ringier und in Budgetfragen der Gruppen-CEO Ladina Heimgartner.
Wiederholte Indiskretionen aus dem Bundesrat
Hintergrund der Affäre: Während der Coronapandemie war es wiederholt zu Indiskretionen aus dem Bundesrat gekommen. Zugleich fiel auf, dass Gesundheitsminister Alain Berset vor allem in den reichweitenstarken Ringier-Medien wohlwollend begleitet wurde. Einvernahmeprotokolle und E-Mails zeigten, dass zwischen Ringier und dem Departement von Alain Berset ein reger Informationsaustausch stattfand, wie die «Schweiz am Wochenende» aufdeckte.
Bersets damaliger Kommunikationschef Peter Lauener übermittelte demnach Ringier-CEO Marc Walder wiederholt vertrauliche Informationen zu Covid-Massnahmen, Impfstoffen, Öffnungsszenarien und dergleichen. In den E-Mails, die er teilweise von einem privaten Konto aus schickte, findet sich oft der Vermerk «wie immer vertraulich» oder «sehr unter uns».