Ist es zwischen Alain Bersets ehemaligem Informationschef Peter Lauener und dem Medienkonzern Ringier zu systematischen Indiskretionen während der Corona-Pandemie gekommen? Alain Berset hat bisher zu den Vorwürfen geschwiegen, abgesehen von einem dünnen Kommentar gegenüber Radio RTS. Auch heute wollte er sich am WEF aufgrund des laufenden Strafverfahrens nicht konkret zu den Vorwürfen äussern. Auf die Frage, ob er beunruhigt sei, antwortete Berset: «Nein, wieso?»
SRF News: Herr Bundespräsident, was sagen Sie zu den Vorwürfen?
Alain Berset: Zunächst einmal muss ich sagen: Es ist schon merkwürdig, dass ein ganzes Dossier einfach aus einem laufenden Strafverfahren in den Medien landet. Das ist auch ein Problem. Ich bin nicht betroffen, aber für die betroffene Person geht das auch nicht. Es braucht ein korrektes Verfahren für alle.
Ich glaube, es ist nicht an der Politik, jetzt ein laufendes Strafverfahren zu kommentieren.
Der zweite Punkt: Gerade um das zu klären, gibt es ein Strafverfahren. Das heisst, da muss man einfach die Justiz arbeiten lassen. Am Ende werden wir sehen, ob es ein Problem gab. Ich glaube, es ist nicht an der Politik, jetzt ein laufendes Strafverfahren zu kommentieren. Aufgrund der Gewaltentrennung muss man einfach die Justiz arbeiten lassen.
Haben Sie von all diesen Informationen gewusst?
Das wäre bereits Teil der Diskussion über ein Strafverfahren. Ich will mich da nicht einmischen. Aber ich habe zur Kenntnis genommen – und das finde ich eine gute Sache – dass auch das Parlament und die Kommission schauen, ob es ein Problem zu lösen gibt. Gibt es etwas, das man noch näher anschauen könnte? Das ist dort auch am richtigen Ort.
Es war eine riesige Herausforderung, wir haben wie wild gearbeitet.
Sie erlauben mir die Nachfrage: Selbstkritik, kommt die auf?
Wenn ich da eine Antwort liefern würde, wäre das eine Antwort, die in einem laufenden Strafverfahren Relevanz haben könnte. Ich werde das nicht tun. Was ich aber sagen kann: Wir dürfen nicht vergessen, was vor einigen Jahren war. Wir waren mitten in der Pandemie. Es war eine riesige Herausforderung, wir haben wie wild gearbeitet. Ich bin froh, dass wir aus dieser Situation herausgekommen sind. Und da gibt es jetzt ein laufendes Verfahren bei der Justiz und ich gehe davon aus, dass es auch Diskussionen bei den parlamentarischen Kommissionen geben wird. Das ist genau dort, wo es passieren soll.
Sind Sie beunruhigt?
Nein. Wieso?
Ich bin Druck gewohnt und auch, dass es immer Fragen gibt, auch berechtigte Fragen. Kein Problem. Aber dann gibt es auch die richtigen Orte, um Antworten zu liefern.
Machen Sie sich Sorgen?
Nein, nein. Ich habe sehr viel erlebt in diesen drei Jahren. Wissen Sie – ich habe wirklich alles gegeben, damit wir aus dieser sehr schwierigen Situation mit der Pandemie herauskommen können. Ich habe alles gemacht, was notwendig war, um aus der Situation zu kommen. Ich bin Druck gewohnt und auch, dass es immer Fragen gibt, auch berechtigte Fragen. Kein Problem. Aber dann gibt es auch die richtigen Orte, um Antworten zu liefern – in diesem konkreten Fall im laufenden Verfahren, das ich nicht weiter kommentieren kann. Und vielleicht gibt es auch Diskussionen auf politischer Ebene in der Kommission.
Das Gespräch führte Urs Gredig.