Impfen war im Sommer bei Jugendlichen noch kein grosses Thema. Die Prognosen für den Herbst und Winter sahen gar nicht so schlecht aus. Die Fallzahlen waren stabil auf tiefem Niveau. Feiern war angesagt.
Dies spürte auch Fabian Müller, der Geschäftsführer des Clubs «Kanzlei» in Zürich. Die vergangenen Monate seien teils überdurchschnittlich gewesen. Das zeige, dass viele Leute «aufholen» und wieder richtig ausgehen wollten.
Wenn wir keine unmögliche Situation haben wollen, müssen wir etwas restriktiv sein.
Doch die Feierlaune war nur von kurzer Dauer: Seit Oktober steigen die Ansteckungen wieder an. Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) haben die Neuinfektionen über das vergangene Wochenende massiv zugenommen – und die neue Variante Omikron ist aufgetaucht.
Der Bundesrat ist alarmiert und will schon nächste Woche einschneidende Massnahmen umsetzen, wie Alain Berset bekannt gab. «Wenn wir keine unmögliche Situation haben wollen, müssen wir etwas restriktiv sein.»
Zu den geplanten Massnahmen, die der Bundesrat in die Konsultation geschickt hat, gehören unter anderem eine Ausweitung der Zertifikatspflicht im Innenbereich, eine Ausweitung der Maskenpflicht und eine Beschränkung der Gültigkeitsdauer der Test-Zertifikate.
Jugendliche beurteilen diese Massnahmen durchzogen, wie eine kurze Umfrage an der Berufsfachschule Stans zeigt. Es sei halt nicht mehr möglich, spontan auszugehen, wenn man zuvor immer auf sein Testresultat warten müsse, sagt ein Lernender, der sich bisher noch nicht hat impfen lassen. Ein anderer bemerkt verschlagen, es gäbe ja schon Feste, wo man noch hingehen könne – dies seien halt nicht die offiziellen. Eine lernende Detailhändlerin betont, sie sei froh, überhaupt noch ausgehen zu können, das sei schliesslich nicht überall so.
Und ein Punkt, der gerade junge Leute in Ausbildung beschäftigen dürfte, die nicht geimpft sind: «Es ist ja noch teuer, wenn man sich jedes Wochenende für 48 Franken testen muss. Ich vermute einmal, es wird viele dazu bewegen, sich zu impfen», sagt ein 20-jähriger Elektroinstallateur.
Basel: Klubs öffnen nicht
Auch für die Clubs wären die Massnahmen ein harter Einschnitt, sagt Fabian Müller. «Die Massnahmen sind schwierig umsetzbar, weil wir sicher nicht genügend Personal haben, um all die Leute zu kontrollieren, und die Leute sich einfach nicht daran halten werden. Geschweige denn ist zu erwarten, dass nicht mehr so viele Leute ausgehen werden, wenn es eine Maskenpflicht gibt.»
Mit dieser Sorge ist der Zürcher Club nicht allein. In Basel, wo bereits eine Maskenpflicht gilt, haben Clubs in der Stadt bereits beschlossen, am Wochenende nicht zu öffnen.
2G statt sitzende Konsumation
Auch der Club «Terminus» in Olten bleibt geschlossen. Mitbetreiber Dušan Nedeljković sagt: «Wir gehen jetzt in den 13. Monat, in dem wir geschlossen sind. Und jedes Mal, wenn wir uns auf eine neue Situation adaptieren, geht es ein paar Monate und es ist alles über den Haufen geworfen.»
Alexander Bücheli, Sprecher der Schweizer Bar und Club Kommission sagt, es sei bekannt, dass nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Ansteckungen in Clubs passieren würden – im Kanton Zürich seien es 0.1 Prozent. Wenn es überhaupt Massnahmen brauche, müssten es solche sein, die für die Clubs auch umsetzbar seien. Eine 3G-Pflicht plus Maskenpflicht und sitzende Konsumation sei viel schwieriger umsetzbar als beispielsweise 2G, also Zutritt nur für Geimpfte und Genesene Personen.
Sollte sich der Bundesrat am Freitag definitiv für die verschärften Massnahmen entscheiden, dürfte bei Vorweihnachtspartys für viele Jugendliche wenig Stimmung aufkommen.