- Der Ständerat hat Änderungen im Covid-19-Gesetz debattiert.
- Zur Bewältigung der Pandemie will die kleine Kammer weitere rund 15 Milliarden Franken an Bundesgeldern zur Verfügung stellen.
- Die Kommission will der Regierung im Unterschied zur Schwesterkommission des Nationalrats keine Macht entziehen.
- Das Geschäft geht nun an den Nationalrat, der sich am Montag über das Covid-Gesetz beugen wird.
Die Wirtschaftskommission des Ständerats (WAK-S) verzichte darauf, im Covid-Gesetz konkrete Daten für weitere Öffnungsschritte zu beantragen. Das Management der gesundheitlichen Krise müsse schon nur aus institutionellen Gründen beim Bundesrat bleiben, hielt sie fest.
Zahlreiche Ständerätinnen und Ständeräte äusserten sich aber in der Eintretensdebatte zur Coronapolitik des Bundes. Vor allem bürgerliche Ratsmitglieder fanden dabei deutliche Worte.
Hannes Germann (SVP/SH) etwa bezeichnete die heute geltenden Corona-Massnahmen als «unverhältnismässig» und sprach von einem «Versagen auf verschiedenen staatlichen Ebenen». Trotz guter Sicherheitskonzepte dürfe etwa niemand ins Stadion. Geradezu «lächerlich» sei der Streit um die Aussenterrassen in Restaurants. Es brauche nun «sinnvolle Korrekturen».
Paul Rechsteiner (SP/SG) stärkte hingegen der Regierung den Rücken. «Der Bundesrat hat insgesamt sehr gute Arbeit geleistet.» Die Eingriffe in Freiheiten seien in der Schweiz weit geringer gewesen als in den umliegenden Ländern. Deshalb habe die WAK auch darauf verzichtet, Bestimmungen in das Gesetz einzufügen, die den Bundesrat übersteuern würden.
Kritischer blickte Pirmin Bischof (die Mitte/SO) auf die Regierungsarbeit. «Die Regel muss die Offenheit und die Freiheit sein, und die Einschränkung die Ausnahme.» Bei Einschränkungen sei die Regierung in der Beweispflicht, und zwar für jede einzelne. Es sei zwar klar, dass Freiheiten in der Pandemie eingeschränkt werden müssen, diese müssten aber klar begründet werden.
Vom Ständerat wird kein Öffnungsdatum ins Gesetz geschrieben.
Wie viele seiner Vorredner betonte Bischof aber auch, dass dem Bundesrat die Handlungskompetenz nicht entzogen werde. «In einer Krise ist es wichtig, die verfassungsmässigen Instrumente einzuhalten», sagte er mit Blick auf Anträge, die am 8. März im Nationalrat zu reden geben werden. Egal, was der Schwesterrat entscheide: «Vom Ständerat wird kein Öffnungsdatum ins Gesetz geschrieben.»
Gar einen Strategiewechsel hin zu mehr Lockerungen forderte Andrea Gmür-Schönenberger (die Mitte/LU). Beim Ausbau des Testens und Impfens sei die Schweiz nämlich nicht auf Kurs. «Warum wird dort, wo täglich viele Menschen zusammen kommen, nicht endlich flächendeckend getestet?», fragte sie rhetorisch.
Auch Hansjörg Knecht (SVP/AG) kritisierte die Regierung: «Es braucht eine langfristig tragbare Strategie, welche die vielen Kollateralschäden berücksichtigt.» Eine austarierte Gesamtabwägung vermisse er von der Regierung zunehmend. «Bei Verboten läuft der Staat zu Höchstform auf, bei innovativen Ideen ist man zurückhaltend bis ablehnend.»
Finanzminister Ueli Maurer sprach von einer Gratwanderung, auf der sich der Bundesrat seit langem befinde. Das Ziel sei immer eine rasche Rückkehr zum normalen Betrieb.
Der Bundesrat nehme die Anliegen aus der Bevölkerung ernst, so Maurer: «Der Weg muss breiter werden, damit uns die Bevölkerung noch folgen kann.» Wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte erhielten nun einen höheren Stellenwert. Das sei auch mit Blick auf die Bundesfinanzen notwendig.