Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat mit dem Schweizer Unternehmen Molecular Partners einen Reservierungsvertrag für ein Covid-19-Medikament unterzeichnet. Das finanzielle Engagement beläuft sich auf einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Die klinischen Studien seien für den kommenden Herbst geplant.
Manuel Battegay ist Mitglied der Covid-19-Taskforce und hat das BAG mitberaten beim Entscheid, in das Medikament zu investieren. Gegenüber SRF bezieht er Stellung dazu.
SRF News: Der Bund hatte viele Möglichkeiten, um in Medikamente zu investieren. Was waren die Entscheidungsgründe für das jetzige Medikament?
Manuel Battegay: Es handelt sich um eine Schweizer Firma, es sind auch schweizerische Institutionen dabei. Und das Medikament befindet sich in einem vielversprechenden Stadium, in welchem es weiterentwickelt werden könnte.
Das Medikament ist aber noch nicht einmal in Phase 1 – erfahrungsgemäss weiss man von dieser Phase, dass bereits 95 Prozent der Medikamente darin scheitern und nicht auf den Markt gelangen. Spielen sie hier nicht Lotterie mit den Steuergeldern?
Wir müssen auch international einen Beitrag zur Medikamentenentwicklung leisten. Haben also alle Länder diese kleine Wahrscheinlichkeit, addiert sich diese Zahl und wir hoffen, dass in irgendeinem Land etwas gefunden wird.
Aktuell braucht es aber neue Medikamente und diese gibt es nicht wie Sand am Meer, auch nicht in anderen Ländern.
Die Firma hat mit den Resultaten gezeigt, dass das Konzept mit den Eiweissen, welche die Viren am Eindringen in die Zellen blockieren, gut ist. Auch die Tierversuche waren erfolgversprechend. Aber klar: Das Scheitern ist nach wie vor möglich.
Zurzeit wird geforscht, was das Zeug hält. Da hat man schnell viele Möglichkeiten zu investieren und bekommt viele Anfragen. Wie muss man sich das vorstellen?
Für neue Medikamente gibt es nicht derart viele Anfragen. Wir haben viele Anfragen von Medikamenten wie zum Beispiel Entzündungshemmer, die für andere Indikationen gebraucht werden. Und gefragt wird, ob man grössere Studien machen könne. Aktuell braucht es aber neue Medikamente, und diese gibt es nicht wie Sand am Meer – auch nicht in anderen Ländern. Deshalb ist es wichtig, erfolgversprechende Gelegenheiten wie jetzt zu nutzen. Das ist gut investiertes Geld, welches man auch in Relation zu den sonstigen Kosten sehen muss.
Hat der Bund hierfür ein bestimmtes Budget zur Verfügung?
Es gibt ein Unterstützungsbudget, das ist korrekt, dessen Höhe mir aber nicht bekannt ist. Ich gehe davon aus, dass ähnlich wie bei den Impfstudien, auch ein Budget für die Medikamentenentwicklung vorhanden sein wird.
Wann könnte Ihrer Meinung nach ein Medikament gegen Covid-19 auf dem Markt sein?
Sicherlich später als ein Impfstoff. Wichtig zu sehen ist, dass Medikamente komplementär zu den Impfstoffen sind. Wir wissen extrem viel über das Virus, wie die Andockstellen sind. Es wird ein Medikament geben, aber das kann leider etwas dauern.
Das Gespräch führte Bigna Silberschmidt.