Sennen in Innerrhoder Tracht, Bergsee und Alpstein – der Appenzeller Käse wird mit viel Lokalkolorit beworben. Dies, obwohl die meisten Käselaibe nie auf Appenzell Innerrhoder Boden sind. Produziert wird der Appenzeller als geschützte Marke in gut 40 Käsereien im Thurgau, im Kanton St. Gallen und zu einem kleinen Teil in Appenzell Ausserrhoden.
Ausgereift wurde der Käse zum Teil noch in Appenzell selber. Jetzt zieht sich der letzte Betrieb aus Appenzell zurück und schliesst seinen «Appenzeller»-Käsekeller.
Die Sanierung der über 40 Jahre alten Halle lohnt sich nicht.
Die Sanierung der über 40 Jahre alten Käsehalle lohne sich nicht, sagt Käseproduzent und Käsehändler Marco Züger. Er produziert im St. Galler Teil des Dorfs Schönengrund Appenzeller Käse und liess einen Teil des Käses bis jetzt in Appenzell reifen. «Es ist ein betriebswirtschaftlicher Entscheid», sagt Marco Züger. Er baut dafür seinen Betrieb in Schönengrund aus.
Es gab immer wieder Versuche, in Appenzell eine Appenzeller-Käserei anzusiedeln.
Es habe immer wieder Versuche gegeben, in Appenzell eine Appenzeller-Käserei anzusiedeln, sagt der Direktor der Sortenorganisation Christoph Holenstein. Ohne Erfolg.
Es braucht Heumilch
Ein Faktor sei die Silomilch. Also Milch von Kühen, die mit Silogras gefüttert werden. Diese Milch kann und darf nicht für Appenzeller Käse verwendet werden. Es braucht Heumilch. Wegen des feuchten Klimas seien aber die meisten Appenzeller Bauern auf Silofutter angewiesen. Die Heumilch müsste von auswärts zur Käserei in Appenzell gefahren werden, sagt Holenstein.
Der Käse wird immer noch sehr lokal produziert.
Die Ansiedlung in Appenzell dürfte auch bei den bestehenden Produzenten auf Widerstand stossen. Sie müssten allenfalls von ihren Produktionsmengen Teile an die neue Käserei abgeben. Die Gesamtmenge richtet sich nach dem Markt.
Herstellung auswärts – Handel daheim
Auch wenn die letzte Käsehalle schliesst – was in Appenzell bleibt, ist die Sortenorganisation. Sie kümmert sich um das Marketing sowie den Absatz, plant und reguliert die Produktionsmengen und legt die Preise fest.
Historisch gesehen sei das nichts Neues, erklärt Autor Dominik Flammer, der sich mit der Geschichte von Ernährung beschäftigt: «In Appenzell sassen die Händler, ein kleiner Teil des Käses reifte noch hier.»
Für die meisten Konsumentinnen und Konsumenten – gerade im Ausland – sind die Distanzen rund um den Alpstein doch sehr klein.
Verglichen mit anderen Käsesorten wie Greyerzer oder Emmentaler werde der Appenzeller doch sehr lokal produziert, sagt Flammer. Die Produktionsorte sind in der Kollektivmarke «Appenzeller Käse» festgelegt.
«Es ist kein Etikettenschwindel»
Innerrhoder, Ausserrhoder oder Toggenburger Sennen – die Nuancen seien klein, streicht auch Christoph Holenstein von der Sortenorganisation heraus. Von Etikettenschwindel könne deshalb keine Rede sein.
Zwischen Appenzell und St. Gallen gebe es mehr kulturelle Gemeinsamkeiten als Unterschiede, so Holenstein weiter. Und für die meisten Konsumentinnen und Konsumenten – gerade im Ausland – seien die Distanzen rund um den Alpstein doch sehr klein.