Der neue Nationalrat hat einen pädagogischeren Hintergrund als der alte. Die Zahl der Dozierenden und Lehrer ist angestiegen. So wird auch Primarlehrer Simon Stadler aus dem Kanton Uri im Dezember zum ersten Mal für die CVP im Nationalrat sitzen. Lehrerinnen und Lehrer seien gute Politiker, findet Stadler, «sie sind nahe bei den Eltern und den Kindern, spüren so den Puls der Bevölkerung».
Die Zunahme der Lehrer im Nationalrat erklärt sich Stadler mit dem Linksrutsch, «Lehrer sind vor allem Mitte-Links anzusiedeln», analysiert der neugewählte Nationalrat aus dem Kanton Uri.
Mehrere Berufsgruppen sind im neuen Nationalrat auch weniger gut vertreten: So ist die Zahl der Unternehmer zurückgegangen. Und auch die Juristen sind weniger zahlreich.
Berufspolitiker auf dem Vormarsch
Zugenommen hat die Zahl der faktischen Berufspolitiker. Auch Corina Gredig, neugewählte Nationalrätin der Grünliberalen aus dem Kanton Zürich, ist faktisch eine Berufspolitikerin, trotz ihrer jungen 32 Jahren: Sie war im Kantonsparlament, ist Co-Präsidentin der Grünliberalen des Kantons Zürich. Angestellt ist sie in der Denkfabrik der Partei.
Berufspolitikerin ist für Gredig aber kein Schimpfwort. Zumal sei es als junge Mutter von zwei Kindern auch nicht möglich, neben dem Nationalratsmandat und der Arbeit in der Parteileitung noch einem weiteren Beruf nachzugehen, gibt Gredig zu bedenken.
Kein Milizparlament mehr
Von einem Milizparlament kann man laut dem Politologen Lukas Golder nicht mehr sprechen: «Es ist weitgehend ein Berufsparlament, aber mit Politikern, die sich auch noch in privatwirtschaftlichen oder gemeinnützigen Kreisen bewegen.»Denn: Der Aufwand für einen Politiker sei gestiegen, namentlich auf der Bundesstufe werde die Politik immer komplexer, vernetzter, das Geschäft der Politik immer schneller.
CVP-Nationalrat und Lehrer Simon Stadler im Kanton Uri will nicht zum Berufspolitiker werden. Aber er wird auch deutlich reduzieren müssen, seine Primarklasse muss er abgeben. Er werde noch Stellvertretungen machen und als Teilzeit-Lehrer arbeiten. Das schmerze, sagt Stadler, aber der Lehrerberuf lasse sich nur schlecht vereinbaren mit der Arbeit als Parlamentarier in Bern.