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Digitaler Führerstand im Test Tramsimulator bei Bernmobil: lernen, was im Alltag tabu ist

Im Simulator trainieren Tramfahrer von Bernmobil riskante Szenarien – ohne Gefahr, aber mit viel Realismus. Das lassen sich ÖV-Fans nicht entgehen.

Mitten in der Berner Marktgasse, zwischen Zytglogge und Käfigturm, taucht plötzlich ein Auto neben den Tramgeleisen auf. Ein Blick zu viel, dann kracht es trotz Vollbremsung. Die einzige Tramachse Berns ist blockiert.

Tram
Legende: Passantinnen, Autos, Velofahrer: Die Marktgasse verlangt dem Fahrpersonal von Bernmobil alles ab. Keystone/Peter Klaunzer

Im echten Tramalltag wäre das für Bernmobil ein Albtraum. Im Tramsimulator von Bernmobil ist der Crash ein geplanter Zwischenfall. «Das Auto habe ich nicht gesehen – da nützt auch die Glocke nichts mehr», sagt der SRF-Reporter am Steuer des Tram-Cockpits. Er blickt auf den Bildschirm – willkommen in der wohl modernsten Tram-Fahrschule der Schweiz.

Eine Million Franken für Tramsimulator

Seit 2023 ist der neue Tramlink von Stadler Rail auf Berns Schienen unterwegs. Damit rund 400 Fahrerinnen und Fahrer in kurzer Zeit auf das neue Fahrzeug vorbereitet werden konnten, hat Bernmobil eine Million Franken in einen hochmodernen Tramsimulator investiert. Kein Spielzeug, sondern ein detailgetreuer Nachbau des Cockpits – inklusive Magnetbremse, Türsteuerung und digitalem Streckennetz.

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Legende: Im Simulator können Unfälle wie hier in der Marktgasse geübt werden. SRF

Vom Wankdorf-Center bis zur Gurtenbahn: Der Simulator bildet das gesamte Tramnetz von Bern ab und wird täglich für Aus- und Weiterbildung genutzt. «Im Simulator können wir alles trainieren, was im echten Betrieb schlicht zu gefährlich wäre», erklärt Pascal Stucki, Ausbildner bei Bernmobil.

Das reicht von blockierten Gleisen über technische Störungen bis hin zu kritischen Situationen mit Fussgängern oder Velofahrerinnen. Auch Wetter, Tageszeit und Verkehrsdichte lassen sich flexibel einstellen.

Ein Schneechaos können wir nicht simulieren.
Autor: Pascal Stucki Bernmobil

Ganz alles kann man im Tramsimulator aber nicht üben. «Ein Schneechaos, wie wir letzten November erlebt haben, können wir nicht simulieren», führt Stucki aus.

Bahnfans fahren auf Simulator ab

Auch Bahnfans oder Technik-Freaks fahren auf den Simulator ab. Wegen der grossen Nachfrage bietet Bernmobil den Simulator inzwischen auch für externe Gruppen an. Für 520 Franken können bis zu fünf Personen selbst ins Cockpit steigen – betreut von Profis.

Gewinn macht Bernmobil damit keinen. «Wir decken die Kosten und zeigen gleichzeitig, wie cool und anspruchsvoll der Beruf ist», sagt Beatrice Marti, Leiterin Betrieb bei Bernmobil.

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Legende: 400 Mitarbeitende wurden mit dem Tramsimulator auf das Tramlink-Tram umgeschult. Keystone/Peter Klaunzer

Denn so romantisch die Vorstellung vom Tramfahren auch sein mag – der Simulator zeigt schnell: Es braucht Konzentration, Technikverständnis und starke Nerven. «Es ist nicht nur ein Schoggijob, mit dem Tram durch den Feierabendverkehr zu fahren. Es braucht auch Talent», bilanziert sie.

Schweiz aktuell, 8.4.2025, 19 Uhr ; 

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