Bei den über 80-Jährigen in der Schweiz ist der Fall klar: Bei ihnen nahm der Impfschutz zwischen September und Oktober um etwa 10 Prozent ab. Das heisst, immer mehr ältere Menschen müssen wegen Covid-19 wieder ins Spital, obwohl sie doppelt geimpft sind. Und auch die Todesfälle in dieser Altersgruppe wegen Covid-19 nehmen wieder zu.
Alterslimite bleibt streitbar
Bei den 65-bis 80-Jährigen hingegen liegen aus der Schweiz noch zu wenige Daten vor, um sich ein eindeutiges Bild machen zu können. Aber der Blick nach Israel zeigt, dass der Impfschutz auch in dieser Alterskategorie mit der Zeit abnimmt. Das wird in der Schweiz nicht anders sein.
Es ergibt also Sinn, dass die Schweizer Behörden die Booster-Impfung jetzt ab 65 Jahren ansetzen – auch wenn eine Alterslimite immer auch etwas willkürlich ist. Allerdings dürfen sich nun auch jüngere Menschen mit einer Immunsuppression oder andere Risikogruppen eine dritte Impfung geben lassen.
Für alle anderen aber ist es zu früh für eine dritte Impfung, obwohl es auch bei jüngeren Geimpften jetzt immer öfter zu Ansteckungen kommt. Denn entscheidend ist, dass man nicht schwer erkrankt und im Spital landet. Und dieser Schutz vor Hospitalisierung liegt bei den unter 65-Jährigen noch immer bei über 90 Prozent.
Kommt der Booster zu spät?
Bleibt die Frage, ob die dritte Impfung für die über 80-Jährigen und die besonders verletzlichen Menschen in den Alters- und Pflegeheimen in der Schweiz zu spät kommt? Die Schweizer Heilmittelbehörde Swissmedic hat den Entscheid nicht künstlich beschleunigt. In anderen Ländern war der Druck durch die Politik grösser und die Zulassungsbehörde weniger unabhängig. Verzögerung gab es zudem, weil die für die Zulassung nötigen Daten der Pharmafirmen etwa zwei Wochen später in die Schweiz kamen als nach Amerika oder in die EU.
All das hat dazu geführt, dass die Schweiz im Vergleich zum Beispiel zu Deutschland etwa zwei Monate hinterherhinkt mit der Booster-Impfung. Ob sich diese Verzögerung negativ auf den Verlauf der Pandemie in der Schweiz auswirkt, ob hierzulande also in der anwachsenden vierten Welle mehr ältere, verletzliche Menschen sterben werden als in unseren Nachbarländern, das wird man erst im Nachhinein sagen können.