Zum Inhalt springen

Drogenhandel in Skigebieten Deal in Skiorten: Polizei geht gegen Drogen-Lieferdienste vor

Ob in Davos oder Verbier: Die Polizei schnappt Drogenhändler, die ihre Waren in die Chalets liefern. Die Hintergründe.

Ob James Blunt, Leonardo di Caprio oder sogar die britische Königsfamilie: Der Walliser Skiort Verbier ist ein Magnet für Prominente und Wintersportfans, die während der Saison zu Tausenden in den Skiort oberhalb von Martigny pilgern.

Nicht nur wegen des Schnees auf den Pisten. Denn Linien werden auch in den Chalets gezogen: Betäubungsmittel wie Kokain werden auf Bestellung geliefert.

Es ist ein bisschen wie Uber für Kokain.
Autor: Pierre-Antoine Lengen Chef Kripo Wallis

Der Chef der Kriminalpolizei Wallis, Pierre-Antoine Lengen, vergleicht den Drogenhandel in Verbier mit einem Online-Fahrdienst: «Der Händler kommt und liefert seinen Kunden die Drogen nach Hause. Es ist ein bisschen wie Uber für Kokain.»

Zehn Kilogramm Kokain in Verbier verkauft

Der Drogen-Lieferdienst im Skiort ist jedoch in Bedrängnis: Denn nach monatelangen Ermittlungen ist der Walliser Kantonspolizei ein Schlag gegen den Drogenhandel gelungen.

Sie hat im Skiort 15 mutmassliche Dealer festgenommen, die allesamt aus Frankreich stammen, unabhängig operierten und ihren eigenen Kundenstamm belieferten. «Es lief oft über Mund-zu-Mund-Propaganda, zwischen Gästen, Angestellten, aber auch Einheimischen», so Patrick Tissière, Leiter der Abteilung für Drogenfahndung. Acht der Verhafteten befinden sich weiter in Untersuchungshaft, wie die Polizei mitteilte.

Verbier
Legende: In Verbier ist der Walliser Polizei ein Schlag gegen den Drogenhandel gelungen. keystone/laurent darbellay

Die Ermittlungen ergaben, dass grosse Mengen an Betäubungsmitteln verkauft wurden, darunter zehn Kilogramm Kokain sowie kleinere Mengen an Ketamin, Ecstasy und Cannabis. Zudem beschlagnahmte die Polizei drei Kilogramm Cannabis, mehrere Hundert Gramm Kokain, Hunderte von Ecstasy-Pillen und Ketamin.

Ähnliches System in Graubünden

Auch in Davos haben Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft Graubünden eine Grossaktion gegen den Drogenhandel durchgeführt und elf Personen festgenommen.

Davos by night
Legende: In Davos fasste die Polizei ebenfalls zahlreiche Drogenhändler. keystone/laurent gillieron

Bei verschiedenen Hausdurchsuchungen in der Region stellte die Polizei illegale Drogen mit einem Marktwert von rund 200’000 Franken sicher, wie sie Anfang Juni mitteilte. Allein bei einer Hausdurchsuchung fanden die Fahnderinnen und Fahnder der Kantonspolizei Graubünden über ein Kilogramm Kokain, einige Hundert Gramm Amphetamin und mehrere Kilogramm Haschisch.

Zudem wurden rund 20’000 Franken mutmassliches «Drogengeld» beschlagnahmt. Auffallend: Wie in Verbier handelte es sich bei den Verhafteten um Einzeltäter, die einzelne Kundinnen und Kunden belieferten.

Drogen-Deals mit Touristen besonders lukrativ

Ob beim Après-Ski, in den Clubs oder Chalets: Auch in Berner Skigebieten geht die Post ab. «In Ferienorten sind es neben den Einheimischen vor allem die Touristen, die sich unter bestimmten Umständen zum illegalen Drogenkonsum hinreissen lassen», sagt eine Sprecherin der Kantonspolizei Bern zu SRF.

Wo Konsumierende sind, sind Dealer meist nicht weit. Der Handel mit illegalen Drogen stelle eine lukrative Einnahmequelle dar. «Wenn die Gäste über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, kann sich der illegale Verkauf für die Anbieter als besonders gewinnbringend erweisen», so die Berner Polizeisprecherin.

Zurück nach Verbier: Der Kommandant der Kantonspolizei Wallis, Christian Varone, spricht vom grössten Coup gegen die Drogenkriminalität im Kanton. Dennoch will er Verbier nicht als das Drogen-Eldorado des Kantons bezeichnen: «Verbier ist kein Hotspot der Drogenkriminalität. Die gleichen Probleme gibt es natürlich auch in an anderen Orten im Kanton», so der Polizeikommandant.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 5.11.2024, 6.31 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel